Falscher Pfarrer (62): Er kommt ungestraft davon

Karl-Heinz H. hatte sich als Seelsorger für die Schausteller auf fränkischen Volksfesten ausgegeben.
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Freundlich lächelnd, immer mit einem offenen Ohr für ihre Sorgen: So kannten die Schausteller den „Seelsorger“ Karl-Heinz H. (62).
bayernpress.com Freundlich lächelnd, immer mit einem offenen Ohr für ihre Sorgen: So kannten die Schausteller den „Seelsorger“ Karl-Heinz H. (62).

Karl-Heinz H. hatte sich als Seelsorger für die Schausteller auf fränkischen Volksfesten ausgegeben.

NÜRNBERG/BAYREUTH Die Auftritte eines falschen Pfarrers auf nordbayerischen Volksfesten bleiben ohne juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaften in Nürnberg und Bayreuth haben jetzt die Ermittlungen wegen Titelmissbrauchs gegen den selbsternannten Schausteller-Seelsorger Karl-Heinz H. eingestellt.

Im Juli hatte die evangelische Landeskirche Strafanzeige gegen den 62-Jährigen erstattet, nachdem er in einem Zeitungsinterview gesagt hatte: „Ich mache Taufen, Trauungen, Beerdigungen – eben die Dinge, die in einer normalen Kirchengemeinde auch anfallen.“ Die Staatsanwaltschaft fand jedoch keine Zeugen dafür, dass H. die von ihm behaupteten Amtshandlungen tatsächlich vollzogen hat. Auch seine Liebe zu geistlicher Kostümierung reichte nicht für eine Anklage.

H. trat über Jahre hinweg in liturgischen Gewändern in Schaustellerkreisen auf, gab als vermeintlicher Schausteller-Seelsorger Interviews und wirkte in Fernsehbeiträgen mit. Fotos zeigen ihn mit schwarzem Talar und breitem weißen Kragen bei der Einweihung eines Schaustellerbetriebs auf der Fürther Kirchweih. Mit weißem Talar und roter Stola feierte er die Konfirmation von Schaustellerkindern in Nürnberg.

Bei den Schaustellern war H. beliebt

Beim Bayreuther Volksfestumzug setzte sich H. mit schwarzem Anzug und weißem Stehkragen, der von Pfarrern viel benutzten so genannten Kalkleiste, an die Spitze. Strafbar hat er sich damit nach Ansicht der Staatanwaltschaft jedoch nicht gemacht. Offizielle Amtskleidung der evangelischen Pfarrer in Bayern seien nur der schwarze Talar mit Beffchen und der Lutherrock. Diese habe H. jedoch nicht getragen.

Der frühere Diakon und Leiter eines Altenheimes gilt in Kirchenkreisen als schillernde Figur. Aus der Diakonenbrüderschaft schied er schon vor langem unter unrühmlichen Umständen aus, als Heimleiter wurde er 2005 fristlos entlassen. Schon 2001 entzog ihm die Kirchenleitung die Rechte als Laienprediger, nachdem er in einem Gottesdienst als angeblicher Prälat aufgetreten war.

Bei den Schaustellern war H. allerdings beliebt. Es sei egal, ob er Pfarrer sei oder nicht, hieß es nach dem Auffliegen der Maskerade auf ihrer Internetseite. Er sei einfach ein guter Mensch, habe Trost in schwierigen Lebenslagen gespendet und voller Stolz die Schaustellerfahne getragen.

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