Falsche Zeugnisse für Piloten - Allgäuer Arzt vor Gericht

Das waren „tickende Zeitbomben über unseren Köpfen“ - Ein Allgäuer Mediziner soll in hunderten Fällen Piloten die erforderlichen Gesundheitszeugnisse ausgestellt haben - ohne entsprechende Untersuchung. Unter den "Kunden" des Arztes waren nicht nur Hobbypiloten.
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Ingrid Friedl Illustration

Das waren „tickende Zeitbomben über unseren Köpfen“ - Ein Allgäuer Mediziner soll in hunderten Fällen Piloten die erforderlichen Gesundheitszeugnisse ausgestellt haben - ohne entsprechende Untersuchung. Unter den "Kunden" des Arztes waren nicht nur Hobbypiloten.

Ein Arzt aus dem Oberallgäu soll Piloten über Jahre hinweg ohne eigene Untersuchung Gesundheitszeugnisse ausgestellt haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten erklärte am Dienstag, gegen den 53-Jährigen sei Anklage wegen Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse und gewerbsmäßigen Betrugs erhoben worden.

Kriminalhauptkommissar Dieter Thomalla erklärte, der Arzt habe in 280 Fällen Piloten nicht wie vorgeschrieben selbst untersucht, sondern dies einer Arzthelferin überlassen, die auch die Flugtauglichkeitsscheine ausgestellt habe. Die Mehrzahl der Piloten sei Hobbyflieger gewesen, es hätten aber auch Piloten von Fluggesellschaften falsche Zeugnisse erhalten, erklärte der Ermittler.

"Könnte sein, dass so etwas zu einem Absturz führt"

„In manchen Fällen muss man froh sein, dass nichts passiert ist“, sagte Thomalla und sprach von „tickenden Zeitbomben über unseren Köpfen“. Piloten seien hohen Belastungen ausgesetzt, darum sei es wichtig, bereits geringe gesundheitliche Beschwerden zu deuten. Diese kämen aber bei unzureichenden Untersuchungen nicht zu Tage. „Es könnte schon sein, dass so etwas auch zu einem Absturz führt“, sagte Thomalla.

Den Ermittlungen zufolge kamen die Piloten auch von weit her zu dem Arzt. Die Zahl der Fliegerarztpraxen sei überschaubar, da diese vom Luftfahrtbundesamt zertifiziert würden, sagte Thomalla. In Pilotenkreisen sei wohl auch bekannt gewesen, dass in der Praxis im Oberallgäu „nicht alles mit rechten Dingen zugeht“.

Piloten müssen in regelmäßigen Abständen Untersuchungen vorweisen, um weiter fliegen zu dürfen. Ein Prozesstermin gegen den Arzt ist nach Angaben des Landgerichts Kempten noch nicht angesetzt.

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