Fall Ursula Herrmann: Prozessbeginn im Februar

Nun ist es sicher: Werner M. (58) und seine Frau Gabriele (62) müssen sich wegen des Verbrechens an der damals zehnjährigen Ursula Herrmann aus Eching verantworten. Im Februar 2009 – mehr als 27 Jahre nach der Entführung – soll vor dem Landgericht Augsburg der Prozess beginnen. Die Beteiligten rechnen mit einem mindestens einjährigen Indizienprozess. In der Anklage wurden allein 350 Zeugen benannt.
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Die erst zehnjährige Ursula Herrmann ist 1981 qualvoll in einer Holzkiste erstickt.
Mike Schmalz Die erst zehnjährige Ursula Herrmann ist 1981 qualvoll in einer Holzkiste erstickt.

AUGSBURG/ECHING AM AMMERSEE - Nun ist es sicher: Werner M. (58) und seine Frau Gabriele (62) müssen sich wegen des Verbrechens an der damals zehnjährigen Ursula Herrmann aus Eching verantworten. Im Februar 2009 – mehr als 27 Jahre nach der Entführung – soll vor dem Landgericht Augsburg der Prozess beginnen. Die Beteiligten rechnen mit einem mindestens einjährigen Indizienprozess. In der Anklage wurden allein 350 Zeugen benannt.

Werner und Gabriele M. waren vor 27 Jahren Nachbarn der Familie Herrmann in Eching. Sie wohnten nicht einmal 300 Meter entfernt. Werner M. (damals 31) betrieb ein kleines Radio- und TV-Geschäft. Der handwerklich sehr geschickte Mann war hoch verschuldet. Am 15. September 1981 wurde Ursula auf einem Uferweg am Ammersee entführt und in eine im Wald vergrabene Kiste gesperrt. Nach wenigen Stunden erstickte sie darin, weil die Belüftungsanlage nicht funktionierte. Die Entführer versuchten von den Eltern zwei Millionen Mark zu erpressen. Zu einer Geldübergabe kam es nie.

"Beim Tod eines Kindes bleibt der Schmerz immer frisch"

Werner M. geriet sehr schnell in den Verdacht der Ermittler – und blieb es. Doch bis September 2007 reichten die Beweise nie. Dann starteten die Ermittler einen neuen Versuch und durchsuchten das Haus des Verdächtigen, der inzwischen nach Schleswig-Holstein gezogen war. In Kappeln betrieb er mit seiner Frau ein Geschäft für Segelbedarf. Bei der Durchsuchung fanden die Fahnder ein Tonband – nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft das des Erpressers. Eine Vielzahl Indizien - unter anderem auch Abhörprotokolle aus der verwanzten Wohnung und dem verwanzten Auto - soll nun für eine Verurteilung wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge reichen. Seine Frau, die seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, muss sich wegen Beihilfe zum Menschenraub verantworten.

Mehr als 27 Jahre nach dem entsetzlichen Verbrechen werden nun auch Ursula Herrmanns Eltern den Menschen gegenüber stehen, die die Ermittler für die Täter halten. Der pensionierte Lehrer und seine Frau lassen sich von der Augsburger Opferanwältin Marion Zech vertreten. Sie begleitete auch die Eltern der ermordeten Natalie (7) aus Epfach vor Gericht. „Für Eltern ist so etwas eine wahnsinnige Belastung. Die Zeit macht es nicht leichter. Beim Tod eines Kindes bleibt der Schmerz immer frisch“, sagt die Juristin. „Mein Eindruck ist: Für die Eltern ist es sehr wichtig, dass die Tat endlich aufgeklärt wird. Aber ein Rachebedürfnis haben sie nicht.“

Nina Job

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