Fall Ursula Herrmann: Mutmaßlicher Täter spricht von "Betriebsunfall"

AUSGBURG - Im Fall Ursula Herrmann belastet eine LKA-Beamtin den Angeklagten Werner M. Sie hatte sein Telefon überwacht. M. tauschte sich mit einem Spezl über den Tod des Mädchen aus.
Der 44. Prozesstag im Fall Ursula Herrmann wird von einer Frage beherrscht: Hat sich der Angeklagte Werner M. am Telefon selbst entlarvt? Der 59-Jährige soll im September 1981 die Zehnjährige in Eching am Ammersee entführt und in eine Kiste im Waldboden gesteckt haben. Das Mädchen erstickte. Werner M. ist des erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge angeklagt, seine Frau Gabriele muss sich wegen Beihilfe verantworten.
Die Staatsanwaltschaft will den beiden anhand von mitgehörten Telefongesprächen nachweisen, dass sie in die Entführung und den Tod der zehnjährigen Ursula Herrmann vor 28 Jahren verwickelt waren. 7000 Kontakte des Ehepaares von September 2007 bis Juni 2008 haben die Ermittler überwacht. Eine LKA-Beamtin berichtete im Zeugenstand, dass der Angeklagte Werner M. den Tod des Mädchens als "Betriebsunfall" bezeichnet habe.
Am 10. November 2007, nachdem Werner M. und der seinerzeit ebenfalls verdächtige Dieter J. erneut von der Polizei verhört worden waren, diskutieren sie am Telefon eine mögliche Verjährung des erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge. Denn eins weiß Werner M.: "Mord verjährt nicht." Dieter J. findet heraus, dass im Falle der Entführer von Ursula Herrmann erst nach 30 Jahren, also im September 2011, mit Verfolgungsverjährung zu rechnen sei. “Da werden wir Pech haben”, sagt er.
"So redet kein Mörder. Es sei denn, er ist eiskalt.“
Dass die Ermittler bei der neuerlichen Ladung von Dieter J. zum Beschuldigten-Verhör am 13. November 2007 von erpresserischem Menschenraub mit Todesfolge ausgehen, kommentiert Werrner M. gegenüber seinem Spezl so: “Warum lassen sie den Mord weg? Weil es eigentlich ein Betriebsunfall war.” Der Bruder des Opfers, Michael Herrmann, hatte den fraglichen „Betriebsunfall“-Anruf von Werner M. als Protokoll vorab gelesen: „Das war eher flapsig im Ton. So redet kein Mörder. Es sei denn, er ist eiskalt.“
Michael Herrmann bleibt auch in punkto Übereinstimmung von Tonbandgerät und Erpresseranrufen skeptisch: „Ich habe Zweifel an dem Gutachten.“ Er hatte einen Freund beim BR beauftragt nach Verkehrssignalen zu forschen, die den Erpresseranrufen zugrunde liegen könnten. Der fand nichts Vergleichbares. Die LKA-Expertin Dagmar Boss ließ sich seine sieben Ton-Dateien dennoch aushändigen, um auch diesem Hinweis nachzugehen. „Nach 28 Jahren wird es Zeit, alles aufzuklären“, findet auch der Vorsitzende Richter Wolfgang Rothermel.
John Schneider