Fall Mannichl: Jetzt ermitteln Terrorfahnder
MÜNCHEN/PASSAU - Nach dem Messer-Attentat auf Polizeidirektor Alois Mannichl leitet nun das Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen. Neuer Chef der Soko Fürstenzell ist Gerhard Zintl, Chef des Staatsschutzes. Er reiste mit elf Ermittlern aus München nach Passau. Viele Fragen sind ungeklärt.
Die Klärung der Messerattacke auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl liegt nun in den Händen des Landeskriminalamtes (LKA). Zum Jahreswechsel wurde der bisherige Leiter der 50-köpfigen Sonderkommission Fürstenzell abgelöst. Kriminaldirektor Gerhard Zintl, Dezernatsleiter der Abteilung Staatsschutz, übernimmt den Fall. Der 49-Jährige, der bislang unter anderem für die Terrorfahndung beim LKA zuständig war, reiste mit elf Ermittlern nach Passau. „Die Kollegen müssen sich erst einen Überblick verschaffen. Die Devise lautet: Es wird in alle Richtungen ermittelt. Ein rechtsradikaler Hintergrund bleibt“, so LKA-Sprecher Detlef Puchelt am Freitag.
Am 4. Januar will Alois Mannichl in Passau wieder seinen Dienst antreten. „Es kann nicht sein, dass er als Opfer und Hauptbelastungszeuge auch noch oberster Chef seiner eigenen Ermittlungsgruppe ist“, heißt es. Deshalb der Wechsel bei der Soko.
Alois Mannichl will am 4. Januar wieder arbeiten - viele offene Fragen
Drei Wochen, nachdem der Polizeichef vor seinem Haus in Fürstenzell niedergestochen wurde, gibt es viele offene Fragen und jede Menge Spekulationen. Die wichtigsten im Überblick:
Warum konnte der Polizeichef keine genauere Beschreibung des Täters geben? Dafür gibt es mehrere Erklärungen: Es ging alles sehr schnell, das Opfer war in einer extremen Stresssituation. Intern heißt es: „Diese Leute schauen alle gleich aus“.
Warum lag die Tatwaffe, das Messer, vor dem Haus? Offenbar ein Brauch in Fürstenzell zur Adventszeit: Nachbarn durften sich damit Lebkuchen abschneiden.
Warum wurden die Phantomzeichnungen der Gesuchten so spät veröffentlicht? Die Beschreibungen stammen nicht von Alois Mannichl, sondern von anderen Zeugen. Sie hatten diese Personen am Tattag in Fürstenzell gesehen. Phantomzeichnungen sind aufwändig.
Wie kann es sein, dass zwei Menschen mit so auffälligen Tätowierungen nicht gefunden werden? Vermutung: Sie werden von Gesinnungsgenossen geschützt. Oder: Die Tätowierungen wurden bereits entfernt. Dazu wären nur zwei Sitzungen bei einem Tätowierer notwendig.
Warum galt das Münchner Ehepaar zunächst als dringend tatverdächtig, kam aber wenige Tage später wieder aus der Untersuchungshaft frei? Mehrere Gesinnungsgenossen von den "Freien Nationalisten" gaben ihnen unwiderlegbare Alibis.
Warum kann Alois Mannichl nach dem Tötungsversuch bereits nach drei Wochen wieder arbeiten? Der Stich verfehlte zwar nur um zwei Zentimeter das Herz, traf aber keine Organe. Die Fleischwunde verheilte gut.
N. Job
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