Fall Asef N.: Gegendarstellung des Schulrektors

Nach dem Abschiebedrama in Nürnberg melden sich nun der Rektor der Schule und die Betreuerin des jungen Afghanen zu Wort - mit einer Gegendarstellung zu den Berichten der Behörden.
von  nk
Massiver Widerstand gegen die geplante Abschiebung eines afghanischen Flüchtlings in Nürnberg. Ein Bild vom Einsatz.
Massiver Widerstand gegen die geplante Abschiebung eines afghanischen Flüchtlings in Nürnberg. Ein Bild vom Einsatz. © Reister

Nürnberg - Die Empörung hält an: Der massive Polizeieinsatz an der Nürnberger Berufsschule 11 habe "viel Integrationsarbeit" zerstört, sagt deren Rektor Michael Adamczewski. Im Unterricht werde das Thema Flucht und Integration immer wieder thematisiert. "Das Verhalten der Polizei war da extrem kontra-produktiv."

Am Mittwoch waren Polizeibeamte in die Schule gekommen, um Asef N. (20) aus Afghanistan abzuholen und abzuschieben (AZ berichtete). Mitschüler solidarisierten sich mit dem Geflüchteten und blockierten den Streifenwagen. Danach kam es zu Tumulten, bei denen die Beamten Schlagstöcke, Pfefferspray und Hunde einsetzten. Das örtliche Amtsgericht lehnte am Donnerstag die von der Regierung von Mittelfranken beantragte Abschiebehaft ab: Asef N. ist wieder frei.

Schülermitverantwortung soll Sitzblockade organisiert haben

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte die autonome Szene für die Blockade verantwortlich gemacht. Adamczewski sagt hingegen, die Initiative sei von der Schülermitverantwortung (SMV) ausgegangen. "Dazu gehört hohe Courage." Der Schulsprecher habe die Aktion beenden wollen und den Mitschülern zugerufen, den Streifenwagen freizugeben, danach seien Polizisten auf die Schüler eingestürmt. "Die Situation hätte auch ganz anders, friedlich beendet werden können", sagt der Rektor.

Auch Betreuerin des 20-Jährigen übt Kritik an Darstellung des Ministeriums

Kritik übt auch die Betreuerin des 20-Jährigen, Dagmar Gerhard vom Verein "Mimikri". "Die Behauptung, Asef habe die Behörden jahrelang wissentlich über seine Identität getäuscht, weisen wir zurück." Er habe mehrere Male beim Konsulat in München vorgesprochen, um einen Pass zu erhalten. "Dies wurde ihm verweigert." N.s Anwalt Michael Brenner bestätigt dies.

Daran, dass er im Verhör damit gedroht habe, zurückzukommen und Deutsche umzubringen, könne sich Asef nicht erinnern, so Gerhard. "Sollte Asef im Zustand höchster Erregtheit eine solche Drohung ausgestoßen haben, so tut es ihm leid und er entschuldigt sich dafür."

Asef N. wollte am Freitag eine Art Aufnahmeprüfung bei einem Ausbildungsbetrieb machen, erklärt Anwalt Brenner. "Wir wollen den Weg, den er hier gegangen ist, fortsetzen." Er werde alle Rechtsmittel ausschöpfen, damit der junge Mann in Deutschland bleiben kann. Als erstes wolle er eine Duldung beantragen - denn N. ist weiter ausreisepflichtig.

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