Fake-Pflegekräfte bestehlen Senioren in Bayern

Traunstein/Grassau - Senioren sind beliebte Opfer bei Betrügern. Meist versuchen diese per Telefon, alten Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, indem sie mit ihren Ängsten spielen.
Zu den typischen Maschen gehört etwa, dass sie sich als Verwandte ausgeben, die dringend Geld brauchen, weil sie in einen Unfall verwickelt sind – oder als Polizisten, die das Ersparte vor Hackern in Sicherheit bringen wollen.
Dreiste Methoden in Bayern: Betrüger spazieren einfach ins Pflegeheim
Eine dreiste Diebesbande ist im Juni noch ein ganzes Stück weiter gegangen: Statt nur zum Hörer zu greifen, sind die Täter einfach in mehrere Pflegeheime rund um Grassau (Landkreis Traunstein) spaziert und haben die Bewohner in Gespräche verwickelt, teilen die Staatsanwaltschaft Traunstein und das Polizeipräsidium Oberbayern Süd am Montag mit.
Besonders heimtückisch daran: Sie gaben sich als Pflegekräfte aus, die dort arbeiten. Und sind so direkt in den Schutzraum jener eingedrungen, die allein den Alltag nicht mehr bewältigen können.
Mindestens ein Komplize soll während der als Ablenkung gedachten Gespräche unbemerkt in die Wohnungen geschlichen und dort Wertgegenstände sowie Bargeld gestohlen haben. Das bemerkten die Opfer demnach erst, als die gespielte Visite längst vorüber war. Inwiefern die Betrüger ihre Opfer zufällig ausgewählt oder vorher ausgespäht haben, ist der Polizei nicht bekannt.
Polizei: "Es kommen viele Besucher rein und raus"
Auf Nachfrage sagt eine Sprecherin der Polizei der AZ, dass die Betrüger kein Kasack ‒ die für Pflegekräfte übliche Arbeitskleidung – trugen und vermutlich deshalb den echten Mitarbeitenden nicht auffielen. Denn: "Es kommen in so einer Einrichtung so viele Besucher rein und raus", sagt die Sprecherin. Da sei es schwer, die Übersicht zu behalten.
Die Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA) weist auf Anfrage der AZ jedoch darauf hin, dass Pflegeeinrichtungen eine Fürsorgepflicht haben und "beim geringsten Verdacht genau hinschauen und nachfragen" sollten, wer sich warum in dem Heim aufhält. Die BIVA räumt jedoch ein, dass dies wegen des regen Treibens in der Realität keine "absolute Sicherheit garantiert".
Sieben Diebe aus NRW
Den Behörden zufolge ist die Diebesbande aus Nordrhein-Westfalen spezialisiert darauf, in ganz Deutschland mit dieser Masche alten Menschen ihr wertvolles Hab und Gut zu stehlen. Doch zumindest sieben Tatverdächtigen hat die Polizei das Handwerk gelegt: Drei Frauen und vier Männer, allesamt Anfang bis Ende 30, wurden von den Ermittlern festgenommen.
Der Leiter der Staatsanwaltschaft Traunstein, Wolfgang Beckstein, ist stolz darauf, die Verbrecher geschnappt zu haben: "Dass die Tatverdächtigen offensichtlich meinten, auch in Südostbayern schwere Straftaten begehen zu können, hat sich für diese nicht gelohnt!"
So schützen Sie sich und Ihre Liebsten vor derlei Betrügern:
Und doch kommen derlei Betrugsmaschen immer wieder auch in Bayern vor. Um sich vor professionellen Dieben wie diesen zu schützen, rät die BIVA, Wertgegenstände nicht in den Zimmern oder lediglich in Safes aufzubewahren.
"Ein vollständiger Rückzug ins eigene Zimmer oder die Weigerung, unbekannte Pflegekräfte einzulassen, ist keine praktikable Lösung, da dies die Versorgung gefährden könnte", warnt ein Sprecher im Gespräch mit der AZ.