Kommentar

Fachkräftemangel in Bayern: Mit pragmatisch-kluger Einwanderung gegensteuern

Laut IHK fehlten allein der bayerischen Wirtschaft im vergangenen Jahr rund 233.000 Arbeitskräfte – über alle Branchen hinweg, Tendenz stark steigend.
von  Natalie Kettinger
Zakaria Raffali, Mitarbeiter der sächsischen Linamar Antriebstechnik GmbH ausMarokko, prüft die Verschlüsse der Filteranlage. Fachkräfte wie er sollen künftig leichter nach Deutschland einwandern können.
Zakaria Raffali, Mitarbeiter der sächsischen Linamar Antriebstechnik GmbH ausMarokko, prüft die Verschlüsse der Filteranlage. Fachkräfte wie er sollen künftig leichter nach Deutschland einwandern können. © Jan Woitas/dpa

Aufgrund der demografischen Entwicklung könnten im Freistaat 2035 sogar 1,3 Millionen Stellen unbesetzt bleiben. Dann wird um sich greifen, was heute schon immer öfter vorkommt: dass Restaurants ihre Öffnungstage reduzieren, weil sie kein Personal mehr finden; dass Dienstleister deshalb ihr Angebot schmälern; dass Einzelhändler aus demselben Grund ganz aufgeben.

Deshalb ist es richtig, gegenzusteuern, indem man die Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt entbürokratisiert und vereinfacht. Damit in Pristina keine Pflegekraft mehr sechs Monate auf einen Termin in der deutschen Botschaft warten muss und der Ingenieur aus Teheran nicht eineinhalb Jahre lang vertröstet wird.

Fachkräftemangel: Wichtig, das Potenzial der Einwanderer zu heben

Dringend notwendig ist auch, das Potenzial der Geflüchteten zu heben, die sowieso schon bei uns sind, von denen aber etliche nicht arbeiten dürfen. Das gilt auch für die Menschen, die nicht hochqualifiziert sind. Denn die deutsche Wirtschaft braucht eben nicht nur ITler, sondern auch Service-Kräfte, Bauarbeiter und Spüler.

Der Einwand, durch den sogenannten Spurwechsel würden noch mehr Menschen dazu ermutigt, als Asylbewerber in die Bundesrepublik zu kommen, ist hingegen schlichtweg falsch.

Dadurch, dass diese Möglichkeit nur Menschen zusteht, die ihren Schutzantrag vor dem 29. März 2023 gestellt haben, hat die Ampel-Koalition dem vor allem von der Union immer wieder an die Wand gemalten "Pull-Effekt" auf pragmatisch-kluge Weise vorgebeugt.

Bürokratie-Irrweg: Einreiseerlaubnis zum Arbeiten bei Touristen

Sinnvoll ist zudem, einen absurden Missstand zu beheben: Wer bislang mit einem Touristenvisum nach Deutschland gelangte und hier einen Job angeboten bekam, musste wieder ausreisen – und sich um eine Einreiseerlaubnis zum Arbeiten bemühen.

Auch das dauerte bisweilen Monate. Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll es nun möglich sein, den Visumszweck auf unkomplizierte Art und Weise zu ändern. Auf diese Idee hätte man durchaus schon früher kommen können.

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