Fachkräftemangel als großes Problem der Sozialwirtschaft

Die Zahl der Beschäftigten in sozialen Berufen wächst. Dabei bleibt die Branche einer Studie zufolge weiblich und schlecht bezahlt. Probleme bereitet der Mangel an Fachkräften.
von  dpa

München (dpa/lby) - Der Sozialwirtschaft in Bayern ist in den vergangenen Jahren eine zunehmende Bedeutung zugekommen. Mit rund 444 570 Beschäftigen ist sie einer der größten Wirtschaftszweige in Bayern, wie Caritasdirektor Prälat Bernhard Piendl am Montag in München bei der Vorstellung einer Studie zur Sozialwirtschaft sagte. Die Zahl der dort Beschäftigten sei zwischen 2013 und 2017 um rund 17 Prozent gestiegen.

Mit der Studie im Auftrag der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sollte die Sozialwirtschaft im Freistaat in Zahlen gefasst und Entwicklungen aufgezeigt werden. Zur Sozialwirtschaft zählen etwa Kindergärten und Vorschulen, Altenheime und Pflegedienste. Krankenhäuser und das Gesundheitswesen wurden nicht erfasst.

Die Studie bestätigt das Bild der Sozialberufe als weiblich geprägt und verhältnismäßig schlecht bezahlt. So seien 83 Prozent der Beschäftigten Frauen, der Verdienst liege in der Sozialwirtschaft bei im Schnitt 3583 Euro.

Dies liegt zum einen an der höheren Teilzeitquote im Sozialbereich. Beschäftige in Kindergärten oder bei Pflegediensten arbeiten demnach im Schnitt nur zu rund 63 Prozent im Gegensatz zu einer Vollzeitstelle. Beim Blick auf alle Branchen liegt der Wert bei rund 80 Prozent.

Eine zentrale Herausforderung für die Sozialwirtschaft ist der Fachkräftemangel, hieß es. Bei rund einem Drittel der für die Studie untersuchten Einrichtungen waren zwei oder mehr Stellen unbesetzt. Um sie zu besetzen, benötigen Einrichtungen bislang bis zu drei Monate, in der ambulanten Altenhilfe gar fünf Monate.

Die sich abzeichnende Entwicklung bereitet dem Vorstand der Freien Wohlfahrtspflege, Prälat Piendl, Sorgen. Knapp ein Viertel der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft scheide in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich aus, was das Problem fehlender Fachkräfte noch vergrößere.

Die vorige Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege, Brigitte Meyer vom Bayerischen Roten Kreuz, zeigte sich am Montag auch angesichts der sich abzeichnenden Herausforderungen enttäuscht, dass ein Gespräch zwischen der Freien Wohlfahrtspflege und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im vergangenen Jahr nicht zustande gekommen war. Meyer hatte den Vorsitz zu Beginn des Jahres turnusgemäß an Prälat Piendl übergeben.

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