Explosion in Germering: „Hier hat jemand nachgeholfen“

Das Haus der Eheleute Herrmann (88) und Margarete (84) L. ist völlig zerstört – die Ursache der Detonation ist noch recht unklar.
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Die Feuerwehr am Ort der Explosion
dapd Die Feuerwehr am Ort der Explosion

GERMERING - Das Haus der Eheleute Herrmann (88) und Margarete (84) L. ist völlig zerstört – die Ursache der Detonation ist noch recht unklar.

Unter einem verkohlten Dachbalken liegt eine geschmolzene Schallplatte, daneben ragt der Henkel eines Topfs hervor. Im Baum am Grundstücksrand hängt die gelbe Dachdämm-Wolle in Fetzen. Bei dem Haus, das hier 60 Jahre lang in der Germeringer Frühlingstraße stand, ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Nur ein riesiger, stinkender Haufen Schutt ist nach der gewaltigen Explosion übrig.

Es sind nur noch ein paar Gegenstände, die darauf hinweisen, dass hier mal Menschen gelebt haben. Bis Donnerstag, eine halbe Stunde nach Mitternacht, wohnte ein altes Ehepaar in dem Haus: Herrmann L. (88), einst Kfz-Mechaniker, und seine Frau Margarete. Die 84-Jährige führte früher als Geschäftsführerin einen Lederwarenladen in München. Um 0.33 Uhr explodierte ihr Haus mit einem gigantischen Knall. Wenig später gingen die Trümmer in Flammen auf. Der Qualm breitete sich so großflächig aus, dass die unmittelbar angrenzende S-Bahn-Strecke bis 4 Uhr gesperrt war.

Mehr als 200 Helfer rücken nachts aus, um die Flammen zu löschen, um nach den Bewohnern zu suchen, um Trümmer zu beseitigen. Über 50 Anwohner werden kurzzeitig aus ihren Wohnungen gebracht. Mit bloßen Händen graben Feuerwehrmänner und Helfer des Technischen Hilfswerks nach den Vermissten – sie hofften Herrmann L. noch lebend unter dem Schutt zu finden. Doch vergebens.

Bei den Aufräumarbeiten fanden Rettungskräfte dann mehrere Gasflaschen, die größte fasste elf Kilo, sowie Benzinkanister. Ein Feuerwehrmann, der stundenlang an der Bergung beteiligt war, sagte zur AZ: „Hier hat jemand mit Benzin nachgeholfen. Ich glaube nicht, dass das ein Unglück war.“ Riss also einer der Eheleute den anderen mit in den Tod?

„Das Ehepaar war seit Jahrzehnten zerstritten“, berichten mehrere Nachbarn übereinstimmend. „Sie wohnte unten, er oben. Gesprochen haben die nie miteinander."

Noch ist die Ursache unklar. Sicher ist, dass das Haus laut Polizei nicht an eine Gasleitung angeschlossen war. Jetzt müssen Experten der Brandfahndung sowie Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes die Ursache ermitteln.

Um 4.45 Uhr entdecken die Helfer in einem Kellerraum eine Leiche – vermutlich die der Frau. Sie war völlig verkohlt. Vormittags finden die Helfer in einem anderen Kellerraum einen Herrenschuh und einen Fuß. Um 10.30 Uhr hebt ein Bagger den Sarg mit dem zweiten Toten zum Leichenwagen. Die Obduktion muss noch abgewartet werden.

N. Job, A. K. Koophamel

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