Experte: Landwirtschaft zentral für Artenschutz
München (dpa/lby) - Im Ringen um mehr Artenschutz in Bayern sieht der Münchner Zoologie-Professor Gerhard Haszprunar vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht. Die Effektivität sämtlicher Maßnahmen für einen Erhalt der Artenvielfalt sei abhängig von der Fläche, auf der sie passierten, sagte der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns am Freitag bei einer Expertenanhörung im Landtag. Deshalb seien die Landwirtschaft mit ihren großen Flächen und der Kampf gegen die Flächenversiegelung sehr viel wichtiger als Kleingärten und Rasenmähroboter. "Die sind völlig irrelevant für die Gesamtfläche", erklärte der Wissenschaftler.
Haszprunar mahnte in eindringlichen Worten mehr Artenschutz im Freistaat an. "Jede Art zählt - ob groß, ob klein", betonte er. Doch die Zahl der Arten sei deutlich rückläufig. Hauptprobleme seien vor allem eine teilweise "intensive Agrarindustrie" (im Gegensatz zu biologisch-ökologischem Landbau), die Überdüngung durch Gülle, "Umweltgifte" wie Pestizide und die Flächenversiegelung: Der Flächenverbrauch sei nach wie vor "dramatisch" zu hoch, warnte er.
Haszprunar argumentierte, wenn man wirklich etwas für mehr Artenschutz erreichen wolle, dann werde man um Verpflichtungen nicht herumkommen. Er schlug allerdings Förderungen für "gewünschtes Verhalten" vor, anstatt Strafen fürs Nichtstun zu verhängen.
Die Expertenanhörung war der Auftakt zu Detailberatungen des Runden Tisches Artenvielfalt, die kommende Woche in mehreren Arbeitsgruppen beginnen sollen. Ziel ist es, nach dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt Kompromisslinien zwischen allen Beteiligten auszuloten. Auf der einen Seite stehen vor allem die Initiatoren des Volksbegehrens, auf der anderen Seite etwa der Bauernverband. Letztlich muss dann der Landtag entscheiden, ob er den Gesetzentwurf des Volksbegehrens annimmt oder alternative Vorschläge macht.