Ex-Häftlinge und Seehofer kommen zu KZ-Gedenkstätte

Mehr als 50 ehemalige KZ-Häftlinge kommen am Sonntag zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. 67 Jahre nach deren Befreiiung besucht sie erstmals Horst Seehofer (CSU) und wird dort eine Rede halten.
Flossenbürg - 67 Jahre nach der Befreiung des Oberpfälzer Konzentrationslagers Flossenbürg kommen an diesem Sonntag (22. Juli) mehr als 50 ehemalige Häftlinge an den Ort der Peinigungen zurück. Wie die KZ-Gedenkstätte berichtete, wird Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erstmals die Gedenkstätte besuchen und eine Rede halten. Für die Überlebenden wird der 82-jährige Jack Terry sprechen.
Der gebürtige Pole, der heute in New York lebt, war bei Kriegsende mit 15 Jahren der jüngste Häftling im KZ Flossenbürg. Seine Eltern und Geschwister wurden von den Nazis ermordet. Das Gedenken bildet den Abschluss des jährlichen Treffens ehemaliger Häftlinge. Die Überlebenden aus 16 Ländern hatten bei den Treffen auch Schülern über ihr Leiden während der Hitler-Diktatur berichtet. Parallel gab es wieder ein internationales Jugendtreffen.
Eine besondere Auszeichnung soll der Flossenbürger Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit bei dem Gedenkakt am Sonntag erhalten. Der 44-Jährige bekommt das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Die polnische Generalkonsulin Elzbieta Sobótka wird Skriebeleit das Kreuz für seine Bemühungen um eine Intensivierung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit überreichen.
In Flossenbürg wurden viele Häftlinge aus Osteuropa gefangen gehalten. Skriebeleit hatte seit den 1990er Jahren die Geschichte des Lagers umfassend aufgearbeitet und das Schicksal der Häftlinge dokumentiert. Einst galt Flossenbürg als „vergessenes KZ“, weil die Geschichte des Schreckensortes im Nachkriegsdeutschland Jahrzehnte lang verdrängt wurde. Dank der Arbeit von Skriebeleit und seinen Mitarbeitern ist Flossenbürg heute eine Muster-Gedenkstätte mit modernen Ausstellungen und einer umfangreichen Erinnerungsarbeit.
Das Konzentrationslager war 1938 von den Nationalsozialisten errichtet worden. Häftlinge mussten insbesondere in den nahen Granit-Steinbrüchen arbeiten. Bis 1945 waren in Flossenbürg und seinen knapp 90 Außenstellen mehr als 100 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, mindestens 30 000 davon starben. Auch der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer wurde in Flossenbürg von den Nazis ermordet.