Ex-Geiseln sind wohlbehalten zurück in Deutschland
München (dpa) - Nach zwölf Tagen in der Hand von PKK-Rebellen sind die drei Bergsteiger aus Bayern wieder wohlbehalten zurück in Deutschland.
Die am Sonntag von ihren Kidnappern in der Türkei freigelassenen Männer trafen am frühen Montagabend mit einer Lufthansa-Maschine aus Ankara am Münchner Flughafen ein. «Wir wurden von den Entführern relativ gut behandelt und somit geht es uns physisch ziemlich gut», sagte der zurückgekehrte Lars Holger Reime. Das Auswärtige Amt in Berlin dankte den türkischen Behörden für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die türkischen Stellen hätten einen wichtigen Anteil am guten Ende der Geiselnahme, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Jens Plötner.
Die Freilassung der drei Bergsteiger wurde nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag) offenbar nur durch den Einsatz des Bundesnachrichtendienstes (BND) erreicht. Da sich Türken und Kurden lange nicht auf einen Vermittler hätten einigen können, habe der BND eigene Kommunikationskanäle zu den Entführern aufgebaut. Von Lösegeld sei während der gesamten Verhandlungen keine Rede gewesen.
Reime sagte in einer kurzen Pressekonferenz: «Psychisch bleibt sicherlich einiges zu verarbeiten in den nächsten Tagen.» Deshalb wolle er keine Fragen beantworten. Die Zurückgekehrten müssten «das Ganze erst einmal ein bisschen sacken lassen». Reime dankte den türkischen Behörden dafür, dass es nicht zu Militäroperationen gegen die Entführer gekommen sei. «Denn eine der größten Sorgen von uns war, dass wir in irgendwelche Gefechte oder ähnliches verwickelt werden.»
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) empfing die 33, 48 und 65 Jahre alten Männer am Flughafen, wo auch Angehörige auf sie warteten. Herrmann dankte dem Auswärtigen Amt für die erfolgreichen Bemühungen um die Freilassung. Der Krisenstab in Berlin habe «ganz ausgezeichnete Arbeit» geleistet.
Fünf bewaffnete Rebellen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hatten die Bergsteiger am 8. Juli auf dem Berg Ararat auf 3200 Metern Höhe verschleppt. Die insgesamt 13 Männer und Frauen der Gruppe wurden in der Nacht vor der Gipfelbesteigung des 5165 Meter hohen Berges überfallen. Nach Angaben der türkischen Zeitung «Sabah» mussten die drei Bayern mit ihren Entführern ständig das Versteck wechseln. Die PKK-Kämpfer hätten ihre Geiseln - aus Angst, von Sicherheitskräften entdeckt zu werden - gezwungen, mit ihnen immer wieder durch das Gebirge zu marschieren. Freigelassen worden seien sie am Sonntag schließlich auf einer Höhe von 2200 Metern, inmitten von Felsen.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes verbrachten die Männer die Nacht nach ihrer Freilassung in einem Gästehaus der türkischen Regierung in Agri, wo sie von der deutschen Botschaft betreut wurden. Der Provinzgouverneur von Agri, Mehmet Cetin, ließ die Bergsteiger per Bus zum nächstgelegenen Flughafen in der Stadt Erzurum bringen, von wo aus sie nach Ankara flogen. Am Flughafen in Ankara wurden sie vom deutschen Botschafter Eckart Cuntz begrüßt.
Die PKK hatte als Gegenleistung für eine Freilassung gefordert, dass Berlin seine «feindliche Politik» gegenüber der Bewegung und dem kurdischen Volk beenden müsse. Die Bundesregierung hatte erklärt, sie lasse sich nicht erpressen. Die PKK, die auch Militärlager im Nordirak unterhält, kämpft für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei. Die Zeitung «Vatan» mutmaßte, die Geiselnehmer hätten schließlich aufgegeben, weil die Armee das Gebiet erfolgreich umzingelt habe.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatten sich am Sonntag hoch erfreut über die Freilassung der Bergsteiger geäußert. Auf die Frage, ob Lösegeld oder ein politischer Preis gezahlt worden sei, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in der ARD lediglich: «Sie wissen, dass wir alles tun, um die Geiseln frei zu bekommen.» Weitere Details nannte sie nicht. SPD-Chef Kurt Beck sagte, die Heimkehr der Männer sei «die erlösende Botschaft, auf die wir alle gehofft und gewartet haben».