EU-Blödsinn: Kantine darf kein Essen mehr verkaufen

Wegen neuer Richtlinie steht Vorzeige-Projekt für Kinder vor dem Aus. Gemeindeoberhaupt Karsten Fischkal spricht von "Realitäts-Verlust" des Brüsseler Parlaments
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Bürgermeister Karsten Fischkal (Freie Wähler).
privat Bürgermeister Karsten Fischkal (Freie Wähler).

Wegen neuer Richtlinie steht Vorzeige-Projekt für Kinder vor dem Aus. Gemeindeoberhaupt Karsten Fischkal spricht von "Realitäts-Verlust" des Brüsseler Parlaments

ADELSDORF Was für ein Bürokraten-Blödsinn! Eine EU-Richtlinie, die am 1. Januar in Kraft trat, versetzte dem Vorzeige-Projekt der Gemeinde Adelsdorf (Kreis Erlangen- Höchstadt) den Todesstoß: Kinder an den Schulen und Kindergärten dürfen nicht mehr von der Gemeinde-Kantine bekocht werden...

Ausgezeichnetes Essen zum kleinen Preis

Seit September 2008 bekamen die Kinder ihr Essen aus der Küche der Aischgrundhalle. Die Zubereitung der jährlich 26000 Mahlzeiten (Preis von 1,50 bis 2,70 Euro) erledigten fünf Damen auf 400-Euro-Basis. Die Grundprodukte lieferten einheimische Bauern und Händler. „Das funktionierte einwandfrei. Für den Preis gab es wirklich qualitativ ausgezeichnetes Essen“, schwärmt Bürgermeister Karsten Fischkal (Freie Wähler).

Inzwischen spricht das Gemeindeoberhaupt von einem „Realitäts-Verlust“ des Brüsseler Parlaments. Vom Landratsamt wurde er nämlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Küche in der Aischgrundhalle einer neuen EU-Zulassung zufolge plötzlich als „Großküche“ einzustufen sei. Was sich wie eine banale Formalie anhört, bedeutet für das Projekt aber das Aus!

EU fordert u. a. zwei neue Betriebsräume

Knackpunkt ist der Umstand, dass mehr als ein Drittel der frisch zubereiteten Mahlzeiten an „betriebsfremde Einrichtungen“ geliefert werden. Dabei handelt es sich um Kindergärten, die nicht unter kommunaler Trägerschaft stehen. Und das sind bis auf eine einzige Einrichtung alle anderen. Weil das so ist, schreibt die neue EU-Richtlinie strenge Auflagen vor. Unter anderem müssten zwei neue Betriebsräume eingerichtet, ein Personaleingang geschaffen und eine neue Belüftungsanlage in Betrieb genommen werden. Außerdem müsste auch noch ein persönlich haftender Mitarbeiter gefunden und geschult werden.

Diese Auflagen würden die Gemeindekasse mit etwa 100000 Euro belasten. Bürgermeister Fischkal: „Das wäre unterm Strich vielleicht noch machbar.“ Doch das eigentliche Dilemma sei, dass dann kein „Fremder“ mehr die Küche in der Aischgrundhalle betreten dürfte. Fischkal: „Das bedeutet, dass die Halle dann nicht mehr von Vereinen, Organisationen und Privatleuten genutzt werden darf. Und das kommt natürlich nicht in Frage.“

Gemeinde sucht jetzt Catering-Firma

Jetzt sucht die Gemeinde händeringend nach einer Catering-Firma, um die Essenslieferung an die Kinder aufrecht zu erhalten. hr

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