Ess-Verbot in der U-Bahn

Die neuen Automatik-Züge verschmutzen immer mehr und müssen zur Reinigung in die Werkstatt. Die Video-Überwachung in den Wagen schreckt Dreckspatzen nicht ab.
von  Abendzeitung
Dem kleinen Leon schmeckt sein Mittags-Döner in der U-Bahn. Bloß macht der auch Dreck...
Dem kleinen Leon schmeckt sein Mittags-Döner in der U-Bahn. Bloß macht der auch Dreck... © Klaus Schillinger

Die neuen Automatik-Züge verschmutzen immer mehr und müssen zur Reinigung in die Werkstatt. Die Video-Überwachung in den Wagen schreckt Dreckspatzen nicht ab.

NÜRNBERG Damit hatten selbst die Experten der VAG nicht gerechnet: Nürnbergs automatische U-Bahn ist vier Monate nach ihrem Start fast ohne Störungen unterwegs. „Wir haben eine Verfügbarkeit von 99,5 Prozent. Das ist sensationell“, bilanziert VAG-Technikvorstand Rainer Müller. Das Automatik-System funktioniert nach einigen Kinderkrankheiten gut. Doch für ein Problem ist noch keine Lösung gefunden: Die neuen Züge verdrecken! Vor allem verschmierte Essensreste sind schlimm. Bei der VAG gibt es Planspiele, ein Ess-Verbot in der U-Bahn einzuführen.

Andere Verkehrsbetriebe in Deutschland fahren mit solchen Regelungen schon seit Jahren gut. Und auch bei der VAG wird immer wieder darüber diskutiert. In Bussen sind Pommes, Döner, Bratwurst-Weckla, Eis und Cola längst tabu. „In der U-Bahn belassen wir es derzeit noch bei dem Appell, auf Essen und Trinken in den Zügen zu verzichten“, so Projektleiter Andreas May.

Zwar wird jeder Zug am Abend von einer Putzkolonne durchgewischt. „Doch gröbere Verschmutzungen können wir so nicht beseitigen. Dazu müssen wir in die Werkstatt, wo wir die Flecken mit Spezialmitteln entfernen“, sagt May. Besonders aufwändig sei die Reinigung der Polster.

21 Service-Mitarbeiter werden bald abgezogen

Zwar sind alle Wagen der führerlosen U-Bahn mit Video überwacht. Doch der Abschreckungseffekt ist gering. „Verschmutzer können wir damit nicht ausfindig machen. Das System ist dazu da, dass wir bei einer Störung in den Wagen schalten und so Kontakt zu den Fahrgäste aufnehmen können", erklärt Müller. Eine Kontrolle der ständig laufenden Bilder sei nicht möglich.

Noch sind täglich 21 Service-Mitarbeiter in den 14 Zügen der U3 unterwegs. Das Auftreten der Uniformierten schreckt derzeit noch ab. Aber in den nächsten Monaten sollen diese Mitarbeiter aus den Zügen abgezogen werden. Sie arbeiten stattdessen auf den Bahnsteigen in vier Stationen als Ansprechpartner.

Dann wird der Appell für ein Ess-Verbot noch wichtiger. May: „Wir bekommen viel Lob für unsere schönen Züge. Und wir wollen im Interesse unserer Kunden, dass sie lange attraktiv bleiben.“ mir

Über die Pläne der VAG, den fahrerlosen Betrieb auszudehnen, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Mittwoch, 8. Oktober.

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