"Es läuft nach Plan"

Mainz gegen Nürnberg: Klopp-Nachfolger Jörn Andersen über die langen Schatten des Kult-Trainers, seine alten Freunde, seine Ziele und den Fall Mitreski. Der Ex-Cluberer hat den FCN bereits unter die Lupe genommen. Das große AZ-Interview.
von  Abendzeitung
Voller Einsatz mit wehender, blonder Mähne: An der Frisur von Jörn Andersen hat sich in den letzten 25 Jahren nichts geändert. Doch als Trainer des FSV Mainz 05 agiert er lautstärker als vormals auf dem Platz.
Voller Einsatz mit wehender, blonder Mähne: An der Frisur von Jörn Andersen hat sich in den letzten 25 Jahren nichts geändert. Doch als Trainer des FSV Mainz 05 agiert er lautstärker als vormals auf dem Platz. © dpa

NÜRNBERG - Mainz gegen Nürnberg: Klopp-Nachfolger Jörn Andersen über die langen Schatten des Kult-Trainers, seine alten Freunde, seine Ziele und den Fall Mitreski. Der Ex-Cluberer hat den FCN bereits unter die Lupe genommen. Das große AZ-Interview.

Es wird für den Club heute (18 Uhr) ein Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten: Mit Ex-Stürmer Jörn Andersen, dem Cheftrainer von Aufstiegs-Nebenbuhler FSV Mainz 05. Ein bisschen Nürnberg ist dem 45-Jährigen geblieben – denn seine Frau Ulla lernte der Norweger in der Noris kennen.

AZ: Herr Andersen, holt Sie heute die Vergangenheit ein? JÖRN ANDERSEN: Nein, ich bin jetzt in Mainz, fühle mich hier sehr wohl. Meine Zeit in Nürnberg ist schon 20 Jahre her, die Kontakte sind weniger geworden. Außer zu Zeugwart Günter Vogt, mit ihm telefoniere ich gelegentlich.

Mit Ihrem alten Club-Spezi Andi Köpke nicht? Nein. Wir sehen uns oft in irgendwelchen Stadien. Das reicht uns beiden.

Zieht es Sie noch ab und zu nach Nürnberg? Klar. Drei, vier Mal im Jahr besuchen wir die Familie meiner Frau.

Auch als Club-Trainer im Gespräch

Sie waren auch schon als Club-Trainer im Gespräch.Das eine oder andere Mal. Geklappt hat es aber nicht. Im Moment bin ich sehr glücklich in Mainz.

Reizt Sie der Posten gar nicht mehr?Nein, auch langfristig nicht. Das Fußballgeschäft ist schnelllebig, da kann man sowieso nicht so weit vorausschauen.

Sie sind in Mainz Nachfolger von Jürgen Klopp. Wie lang ist sein Schatten? Es gibt sicher Leute, die vergleichen: Klopp hat das so gemacht, Andersen macht es so. Aber das interessiert mich nicht, letzten Endes arbeitet jeder Trainer in etwa gleich.

Sind sie mit sich und den Ergebnissen zufrieden? Es läuft alles nach Plan, bis jetzt haben wir kein Spiel verloren, den Pokal eingeschlossen. Auch wenn wir vier Punkte liegen gelassen haben.

"Optimal wären zwölf Punkter"

Mit acht Zählern ist Mainz zwar oben dran, aber nicht ganz vorne. Sicherlich wäre es angenehmer, vorneweg zu marschieren. Aber wie gesagt: Wir sind noch ungeschlagen, waren in jedem Spiel die bessere Mannschaft. Optimal wären natürlich zwölf Punkte, aber es spielt ja auch immer noch ein Gegner mit.

Dennoch ist der Aufstieg das von Ihnen erklärteZiel. Es ist noch zu früh, um darüber zu reden, es kann noch viel passieren.

Wer in die Erste Liga will, muss jede Mannschaft schlagen – auch den Club. Ich möchte jedes Spiel gewinnen. Der Club ist aber der Topfavorit, hat die beste Mannschaft, den größten Etat. Da haben wir heute Abend eine ganz harte Nuss zu knacken. Außerdem heißt es noch lange nicht, dass wir nicht aufsteigen, selbst wenn wir das eine oder andere Spiel verlieren. Also wäre auch eine Niederlage gegen den Club keine Katastrophe.

Apropos Etat: Blicken Sie ein bisschen neidisch auf die finanziellen Möglichkeiten in Nürnberg? Auch der FSV Mainz ist ein großer deutscher Klub, wir haben ebenfalls gute Möglichkeiten, jedoch nicht ganz so gute wie der Club. Nur ein Beispiel: An Aleksandar Mitreski waren auch wir stark interessiert, haben aber letztlich den Kürzeren gezogen. Neidisch bin ich trotzdem nicht.

"Wir sind doppelt gewarnt"

Dürfen sich die Fans heute auf ein echtes Spitzenspiel Freude? Es wird auf jeden Fall spannend. Beide wollen gewinnen, bevorzugen die Offensive.

Sie haben den Club beim 2:2 gegen Aachen beobachtet. Welche Erkenntnisse haben sie gewonnen? Das behalte ich für mich.

Ihre Mainzelmänner haben zuletzt häufiger eine deutliche Führung „verzockt“, der Club kommt dagegen regelmäßig erst im zweiten Akt in Fahrt. Woran liegt's? Wenn ich das wüsste. Wir sind jedenfalls doppelt gewarnt. Wie gesagt, es wird nicht leicht für uns.

Ihr Tipp? Ich tippe grundsätzlich nicht. Aber mit einem Punkt könnten beide Vereine gut leben. Interview: Maja Kolonic

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