"Es ist vollbracht": Holger Grießhammer ist neuer Vorsitzender der bayerischen SPD-Fraktion
München - Am Montag bangte er wegen plötzlicher Heiserkeit noch um seine Stimme, am Dienstag bekam er die Stimmen aller 16 Anwesenden: Die Abgeordneten der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag haben den Oberfranken Holger Grießhammer (42) einmütig zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.
Florian Brunn entschuldigte sich
Nur einer blieb der Abstimmung fern. Florian von Brunn – dem die Fraktion vor einer Woche das Vertrauen entzogen hatte – habe ihn angerufen und sich für die laufende Woche entschuldigt, sagte Grießhammer.
Anders als sein Vorgänger hat er nur noch drei Stellvertreter: Arif Tasdelen aus Mittelfranken, Anna Rasehorn aus Schwaben und Doris Rauscher aus Oberbayern. Nach dem enttäuschenden Ergebnis der Landtagswahl und einer drohenden Revolte gegen Florian von Brunn war deren Zahl im Oktober auf fünf angehoben worden. Neuer Parlamentarischer Geschäftsführer ist Volkmar Halbleib aus Unterfranken.
Seine Tür soll immer offen stehen
"Es ist vollbracht", sagte Holger Grießhammer im Anschluss an die Abstimmung. Sein eigenes Wahlergebnis – "das es so noch nie gab" – und das gute Abschneiden der anderen vier zeigten: "Die Fraktion ist nicht gespalten. Dies ist ein eindeutiges Signal für einen Neustart." Dem Sturz Florian von Brunns war eine Auseinandersetzung über den Umgang mit einem leitenden Fraktionsmitarbeiter vorausgegangen, dem Zehntausende Euro für geleistete Überstunden ausgezahlt worden waren.
In dieser Angelegenheit sei man im Austausch mit dem Bayerischen Rechnungshof "und zuversichtlich, dass sich die Sache aufklären wird", sagte Grießhammer. Er wolle, dass künftig "alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder gerne in die Arbeit kommen". Seine Tür werde immer offen stehen.
Grießhammer will die SPD-Politik "wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken"
Und politisch? Bei den Landtagswahlen 2018 hatte die Bayern-SPD lediglich 9,7 Prozent der Stimmen eingefahren, 2023 rutschte sie noch weiter ab, auf 8,4 Prozent. Grießhammers Ziel ist es, wieder zweistellig zu werden "und dass wir wieder eine 2 vorne stehen haben". Dafür plane er zwar "keinen Rechtsrutsch in der Landtagsfraktion. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir unsere Politik auch in Bayern wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken müssen".
Die SPD müsse wieder mehr Menschen von ihrer Politik begeistern – vom Handwerker bis zur Krankenschwester. Zudem habe die Fraktion darauf gedrungen, inhaltlich wieder mehr in die Tiefe zu gehen "und nicht mehr jedes Pferd mitzunehmen, das gerade vorbeirennt". Die Herbstklausur im September werde man im Team vorbereiten. "Gemeinsam sind wir stärker – das ist mein Motto. Ich bin der festen Überzeugung: Wir als SPD werden nur dann schlagkräftig, wenn wir auch innerhalb der Fraktion an einem Strang ziehen."
Grießhammer ist selbstständiger Maler- und Lackierermeister mit eigenem Betrieb. Er hat fünf Kinder im Alter von acht bis 20 Jahren und eine Alpakafarm. Der SPD gehört er bereits seit 2000 an, von 2008 bis 2020 war er zweiter Bürgermeister der Stadt Weißenstadt. Er ist Kreisrat im Landkreis Wunsiedel und war Mitglied im Bezirkstag von Oberfranken. "Ich habe mit 19 in der Kommunalpolitik angefangen und alle politischen Ebenen durchlaufen", sagt er.
Vorsitzender der Bayern-SPD? "Das steht für mich nicht zur Debatte"
Im Landtag sitzt Grießhammer allerdings erst seit 2023 – und ist nun schon Chef der Genossen im Maximilianeum. Ob das funktioniert? "Markus Rinderspacher wurde nach einem Jahr im Parlament in dieses Amt gewählt und hat einen guten Job gemacht", entgegnet Grießhammer. Er strebe in jedem Fall "eine längere Amtszeit an, als es bei den vorangegangenen Fraktionsvorsitzenden der Fall war", zeigt er sich selbstbewusst.
Außerdem stellt Grießhammer klar, dass er nicht zusätzlich Chef der Bayern-SPD werden möchte. "Das steht für mich nicht zur Debatte." Hintergrund: Nach dem Putsch in der Fraktion hatte sich Florian von Brunn auch aus der Doppelspitze des Landesverbandes zurückgezogen. Seither führt die Regensburgerin Ronja Endres die Partei im Freistaat allein.
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