"Es fehlt uns an Charakter"
NÜRNBERG - Schonungslose Selbstkritik der Club-Profis. Angelos Charisteas moniert "fehlende Siegermentalität". Daniel Gygax und Kapitän Raphael Schäfer fordern ab sofort bedingungslosen Einsatz. "Es liegt an jedem selbst, Profi zu sein."
„Dummheit“ bei Gegentoren attestierte Club-Trainer Michael Oenning seinen Schützlingen zuletzt, sprach von „bescheuerten“ gelben Karten, die sich beispielsweise Peter Perchtold nach nur vier Minuten beim Pokal-Kick in München eingefangen hatte. Ja, wenn Dummheit Schmerzen bereiten würde, dann wären die Schreie der Profis spätestens nach dem Gegurke gegen Duisburg bis in den hintersten Winkel der Republik zu hören gewesen. So aber blieb der Ton ruhig – und dennoch unmissverständlich.
„In unserer Mannschaft“, bemüht sich Angelos Charisteas um eine möglichst moderate Stimmlage, „verfolgen leider nicht alle das gleiche Ziel.“ Der Grieche moniert „fehlende Siegermentalität, wahren Charakter, den Willen, unbedingt Chancen herauszuspielen, Tore zu schießen und in der Defensive verhindern zu wollen.“ Laut Harry hat dies auch „überhaupt nichts mit einem System oder einer Taktik zu tun. Es ist eine Frage der Einstellung jedes einzelnen, nicht der individuellen Qualität.“
"Man darf nie den Kopf hängenlassen"
Auch bei Kapitän Raphael Schäfer „ist die Laune schon lange nicht mehr gut. Keiner soll von der Ersten Liga reden, wir müssen erst die nötigen Punkte gegen den Abstieg sammeln“, fordert der Torhüter. „Mit unserer Mannschaft, mit dieser Qualität, müssten wir natürlich ganz oben mitspielen. Das geht aber nur, wenn jeder 100 Prozent abruft.“
Noch galliger ist Daniel Gygax, der beste Club-Feldspieler gegen Duisburg. „Es liegt an jedem selbst, Profi zu sein. Dazu muss man nicht 30 Jahre alt sein und 50 Länderspiele absolviert haben“, sagt der vom Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld auf Eis gelegte Eidgenosse. Nein, man müsse „sich immer wieder aufopfern, darf den Kopf nie hängen lassen während einer Partie. Das muss jetzt endlich bei allen in die Köpfe rein.“
Und fügt in seiner putzigen, Schweizer Diktion an, die zunächst anderes vermuten lässt: „Wenn man am Arsch ist, dann muss man bereit sein, mit dem Schwanz zu spielen.“ Heißt übersetzt: Wer in der Tabelle unten drin hängt, hat sich gefälligst zu zerreißen. Damit die Schmerzensschreie endlich Jubelstürmen weichen. MaC