Erste Bewährungsprobe nach Insolvenz-Schock

Ice Tigers empfangen heute Abend Duisburg. Doch auch bei den Füchsen sorgt ein Alleinherrscher für Theater: ECD-Boss Pape wirft fast alle Spieler raus
NÜRNBERG Noch bis weit in die Nacht hinein war Otto Sykora in der Tiger-Geschäftsstelle präsent. Zusammen mit Insolvenzverwalter Volker Böhm wurden Zahlen und Fakten gesichtet, die Lage genau analysiert, an Konzepten gefeilt und das weitere Vorgehen im Kampf ums Überleben der Puckjäger beraten. „Der Blick ist nach vorne gerichtet“, auch wenn der Insolvenz-Schock dem Tiger-Manager immer noch in den Knochen steckt. „Aber es tut gut, dass wir sehr viele positive Signale erhalten haben“, hofft Sykora auf ein Happy End.
Keine Zeit für Einzelkämpfer
Unterstützung haben bereits einige der aktuellen Sponsoren signalisiert. Oder sogar konkret ihre Hilfe zugesagt. Wie etwa „Der Beck“. Firmenchefin Petra Beck: „Ich habe die Hoffnung, dass es weiter geht. Und wir stehen hinter dem Klub, bleiben Premium-Sponsor der Ice Tigers.“ Aber sie weiß auch: „Für einen Einzelnen ist die Rettung nicht durchzuführen, jetzt müssen alle zusammenhalten und kämpfen.“
Doch nicht nur mit den Problemen am Rande der Bande nach dem unrühmlichen Ende der Ära von Alleingesellschafter Günther Hertel muss sich der Sportdirektor beschäftigen. Immerhin wird weiter Eishockey gespielt, und das heute (19.30 Uhr) auf eigenem Eis gegen die Füchse vom EV Duisburg.
Sicher kein Granatengegner, aber auch „keiner, den wir auf die leichte Schulter nehmen“, hat Sykora schon mal warnend den Finger gehoben. „Duisburg war beim 2:3 in Berlin teilweise die bessere Mannschaft, und hat anschließend auch gegen Mannheim nur knapp wieder mit 2:3 verloren.“ Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass die Füchse wieder einmal abgeschlagen mit nur 14 Punkten aus 23 Spielen am DEL-Tabellenende dümpeln.
"Ich habe die Schnauze voll"
Und: Nicht nur im Tiger-Käfig ist Feuer unterm Dach. Auch im Fuchsbau brodelt es aufgrund der vielen Pleiten. EVD-Boss Ralf Pape jedenfalls ist stocksauer. Denn den beiden guten Spielen gegen Berlin und Mannheim folgte prompt eine blamablen Vorstellung seiner spielenden Angestellten beim 1:4 in Frankfurt. „Ich weiß nicht, wo die Jungs ihr Hirn gelassen haben“, hatte Pape gemotzt, und schon nach der Hälfte der Partie fluchtartig die Halle verlassen. Und Pape, wie Günther Hertel, ebenfalls Alleinherscher in Duisburg, legte nach: „Ich habe die Schnauze voll.“
Eine Aussage, wie man sie auch in der Noris die vergangenen Monate des öfteren gehört hat. Allerdings: In Nürnberg hat Hertel seine Drohung jetzt wahr gemacht. Pape, der den Saisonetat um eine Million auf vier Millionen Euro aufgestockt hatte, will aber offenbar die Brocken nicht einfach hinwerfen. Doch er hat auf das „kollektive Versagen“ seiner Puckjäger reagiert: Bis auf die beiden Torhüter Ilpo Kauhanen und Lukas Lang können alle Cracks zum Saisonende ihre Koffer packen. Bleiben dürfen auch Trainer Dieter Hegen („Ihn trifft keine Schuld.“) und Manager Franz Fritzmeier. Pape: „Das Schlaraffenland Duisburg ist geschlossen.“
Grygiel wieder fit
Das Füchse-Chaos dürfte Sykora ziemlich egal sein. Für ihn und die Tiger „zählt nur ein Sieg, um auch nach außen zu zeigen, dass wir hier alle alles für unseren Sport tun.“ Und da ist es gut, dass wenigstens Adrian Grygiels Knie wieder hält und er stürmen kann. Einen Wunsch hat Sykora aber noch: Das die vielen Fans, die ihre Unterstüzung angekündigt haben, „auch tatsächlich in die Arena kommen“. Michael Rupp