Erst aufzeigen, wohin die Reise geht!

NÜRNBERG - Das Nürnberger Staatstheater ist mit sich zufrieden: Intendant Peter Theilers zweite Saison steht.
Nach den Buh-Salven der Samstags-Premiere kam Kulturreferentin Julia Lehner als Vertreterin des Staatstheater-Stiftungsrats gestern strahlend aus der Deckung. Bei der Spielplan-Vorstellung im Gluck-Saal der Oper bescheinigte sie Intendant Peter Theiler „Erfolgskurs“ und ließ Metaphern tuckern: „Der alte Kulturtanker mit teils neuen Motoren läuft bestens“. 96 Prozent Platzausnutzung fürs Ballett „Romeo und Julia“, gut 92 fürs Musical „Silk Stockings“ – wer mag da über „Benvenuto Cellini“, „Prova d’Orchestra“ und „Dom Sébastien“ reden. Theiler klopfte sein Belcanto & Broadway-Konzept („Richtungen aufzeigen, wohin die Reise geht“) noch fester und umstellt es mit den deutschen Richarden Wagner und Strauss. Christof Prick sei Dank. Derweil konzentriert sich Spartenchef Klaus Kusenberg aufs 2010 nahende Management für den Rückweg ins sanierte Schauspielhaus - hat aber starke Regie-Gäste.
Über den aktuellen Spielplan hinaus, der ein weiter gefächertes Angebot als derzeit bringen und sogar das Wiederhören mit dem „Land des Lächelns“ aus der Konold-Ära bringen soll, plant Theiler im Musiktheater übergreifend. David Mouchtar-Samorai etwa – einst ein scharfsinniger Schauspielregisseur, ehe er die Oper entdeckte – soll nach Rossinis „Moses und Pharao“ (Januar 2010) über mehrere Jahre die jüdische Geschichte vom Alten Testament bis zum neuen Zionismus umspielen. Und Detlev Glanert komponiert an einem Auftragswerk, womit das Zeitgenössische zunächst ein Ruhejahr bekommt. Platz für Gluck bleibt auch. Theiler sagt, er „habe sich bereit erklärt“, das dritte Gluck-Festival zu organisieren. Er verschiebt es (mit Gastspiel aus Stockholm) aufs Saison-Ende und hofft aufs Abbiegen der Kulturtouristen.
Quotenkönig Goyo Montero, der mit seinem Revue-Ballett die Ära Kurz schnellstens übertrumpfte, legt mit einem „Dornröschen“ aus dem persönlichen Fundus nach. Das dürfte funktionieren. Nur noch vier Premieren plant das Schauspiel in der Kongresshalle, das spricht für sich. Ab Mai wird als Tafelhallen-Rausschmeißer das süffige Sozio-Musical „Blutsbrüder“ produziert. Er wolle, sagte Kusenberg treuherzig, dem Glamour der Opernhaus-Musicals keine Konkurrenz machen. „Sweet Charity“ wäre auch sehr überrascht. Dieter Stoll
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