Ermittlungen im Fall Mannichl stagnieren – Weiterer Zeuge gefunden

Zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl gehen die Ermittlungen nur schleppend voran. Immerhin wurde ein weiterer Zeuge ausfindig gemacht. Er konnte nur noch nicht befragt werden.
von  Abendzeitung
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Zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl gehen die Ermittlungen nur schleppend voran. Immerhin wurde ein weiterer Zeuge ausfindig gemacht. Er konnte nur noch nicht befragt werden.

Ein tagelang gesuchter potenzieller Zeuge, der in der Nähe von Mannichls Haus mit einem Kinderwagen unterwegs war, ist inzwischen namentlich bekannt – er wurde aber noch nicht angetroffen und befragt. Laut „Focus“ steht die 50-köpfige Sonderkommission der Passauer Polizei vor der Auflösung. Das bayerische Innenministerium, das Landeskriminalamt (LKA) und die Polizei in Passau bestätigten dies jedoch nicht.

Die Bluttat wurde möglicherweise von einem Rechtsextremisten verübt. Darauf hatte die Polizei aus Beschreibungen Mannichls geschlossen. Unter Berufung auf Polizeikreise schreibt „Focus“, künftig solle sich eine vom LKA geleitete neue Ermittlungsgruppe des Falles annehmen. Die LKA-Beamten sollten noch einmal „bei Null“ beginnen und in wirklich alle Richtungen ermitteln.

„Wir wissen nicht, dass wir aufgelöst werden“, sagte dazu der Passauer Polizeisprecher Ludwig Stegerer. „Das ist momentan alles Spekulation. Aber natürlich überlegt man, in welche Richtung man die Ermittlungen fortführen kann.“ Dies geschehe stets in enger Abstimmung mit dem Polizeipräsidium Regensburg und der Justiz. Der Sprecher des Innenministeriums, Oliver Platzer, sagte: „Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass man bei solchen Fällen verschiedene Möglichkeiten prüft, wie man die Ermittlungen fortführt.“ Eine Entscheidung über die weitere Sachbearbeitung sei bisher nicht getroffen.

Die Sonderkommission „Fürstenzell“ hatte mehrere Dutzend Hinweise erhalten und überprüft, jedoch bisher keine heiße Spur gefunden. An Mannichls Wohnort Fürstenzell waren am Samstag bis in den Abend gut 20 Beamte der Bereitschaftspolizei unterwegs, um Nachbarn zu befragen. Bisher habe sich aber nichts Neues ergeben, hieß es am Sonntagmittag. Die Hausbefragungen wurden auch am Sonntag fortgesetzt.

Mit Phantombildern sucht die Polizei weiter eine fünfköpfige Gruppe, die am Tag des Anschlags in Fürstenzell in der Nähe eines rechten Szene-Treffpunkts gesehen wurde. Zwei Bilder zeigen eine Frau mit langen Haaren sowie einen Mann mit einer „Hahnenkamm-Frisur“ und vier Ringen im rechten Ohr. Gesucht wird ferner nach zwei Männern mit auffälligen Tätowierungen, unter anderem einer grünen Schlange hinter dem Ohr.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, warnte unterdessen vor weiteren Gewalttaten gegen Polizisten. „Gewaltbereite Neonazis greifen zunehmend Polizisten an. Das ist eine neue Strategie“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Rechtsextreme müssen sich beobachtet fühlen.“ Das könnten die Länderpolizeien derzeit aber nicht leisten, weil Personal eingespart und auch zur Terrorbekämpfung abgezogen worden sei. Freiberg forderte besonders mehr Internet-Ermittler gegen Rechtsextreme. „Das Internet ist ihr wichtigstes Propaganda- und Kommunikationsmittel.“ Zudem sei ein härteres Vorgehen der Justiz gegen Rechtsextreme notwendig.

Mannichl war am 13. Dezember an seiner Haustür von einem Unbekannten niedergestochen worden. Seitdem wurden vier Menschen festgenommen, unter ihnen ein Paar aus München, das zur rechtsradikalen Szene gerechnet wird. Alle Festgenommenen mussten jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt werden, da sich ein Tatverdacht nicht erhärten ließ. Mannichl ist den Angaben zufolge auf dem Wege der Besserung.

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