Erleichterung am Flughafen über deutsche Rückholaktion

München (dpa/lby) - Große Erleichterung für mehr als 100 Touristen und in Tunesien lebende Deutsche am Mittwochnachmittag am Münchner Flughafen: Die erste Maschine der großen Rückholaktion für Bundesbürger aus dem Ausland landete um 14.20 Uhr - zehn Minuten früher als geplant - auf dem Airport Franz Josef Strauß.
Der Lufthansaflug LH 1749 aus Tunis war der Start der größten Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik. Es sollten nach Angaben des Auswärtigen Amts am frühen Abend noch zwei Maschinen aus dem ägyptischen Urlaubsort Hurghada in München landen. Drei Flugzeuge aus Marokko hatten das Ziel Frankfurt am Main, am Donnerstag sollte die Aktion "Luftbrücke" fortgesetzt werden.
Einige der Rückkehrer aus Tunesien wurden von Angehörigen abgeholt. Susanne Schlaadt aus dem Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen landete hingegen völlig unvorbereitet in Bayern. Sie erzählte nach der Ankunft in München, dass ihr Verlobter in Tunesien lebe und sie ein Dutzend mal innerhalb des letzten Jahres dort gewesen sei. Sie habe furchtbare Tage in Tunis erlebt, sagte sie.
"Die haben uns seit Montag am Flughafen mit gecancelten Flügen fast verhungern lassen." Die Imbisse seien alle geschlossen gewesen, mehr als 1000 Deutsche hätten letztlich am Flughafen auf die Rückreise gewartet. Dennoch sei der Lufthansa-Airbus vom Modell A321 letztlich nur zu etwa 75 Prozent voll gewesen, wunderte sich die Krankenschwester.
Am Dienstag habe sie sich bei der Botschaft für einen der Rückholflüge registriert und am Mittwochvormittag sei die erlösende "Rettungs-E-Mail" gekommen. "Ich bin noch nie in München gewesen", sagte sie. Nun müsse sie schauen, wie sie mit der Bahn in die Eifel zurückkomme. Sie habe sich verpflichten müssen, für den Rückflug mehr als 500 Euro zu zahlen, erzählte Schlaadt. "Wir kriegen eine Rechnung."
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Länder wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind Bundesbürger besonders stark von den Einschränkungen betroffen.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte am Dienstag angekündigt, 30 bis 40 Maschinen bei Lufthansa, Condor und TUI zu chartern, um Deutsche aus den Ländern zurückzuholen, aus denen es keine Linienflüge mehr gibt. Die Bundesregierung will dafür bis zu 50 Millionen Euro ausgeben. Nach Schätzungen des Auswärtigen Amts sind noch weit mehr als 100 000 Deutsche im Ausland unterwegs. Die "Luftbrücke" soll bis in die nächste Woche dauern.
Der Journalisten Jan-Eric Peters, der am Mittwoch von einer zehnwöchigen Reise durch Asien, Australien und Neuseeland nach München zurückkam, war über die laxen Einreisebestimmungen in Deutschland erstaunt. "Keine Frage, woher ich komme, in welchen Ländern ich war, nix", schrieb er am Mittwoch auf Twitter und Facebook nach der Rückkehr am Flughafen. "Am Abend zuvor auf dem Airport Bangkok sogar bei der Ausreise Temperaturmessung", betonte er.
"Die völlig entspannte Einreise am Flughafen hat mich gewundert, als wäre nichts Besonderes los", erklärte der frühere "Welt"-Chefredakteur, der nach einem Sabbat-Jahr Mitte des Jahres wieder bei Springer arbeiten will. Er hätte mehr Sorgfalt bei der Einreisekontrolle erwartet, Fragen zur Reiseroute, auch Fieberkontrollen per Scanner, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Zeit dafür wäre gewesen, schließlich gebe es derzeit kaum Reisende am Airport. "Es ist sehr wenig los." In 30 Sekunden sei er durch die Kontrolle gewesen.
Im Unterschied dazu habe er am Flughafen der thailändischen Hauptstadt am Vorabend überall Mitarbeiter mit Schutzhandschuhen oder Mundschutz gesehen. "Das Flughafenpersonal dort sieht aus wie man sich ein Einsatzteam auf der Intensivstation vorstellt", sagte Peters.
Unterdessen sind nur wenige Menschen in München von dem neuen Einreisestopp für Nicht-EU-Bürger wegen des Coronavirus betroffen. Am Flughafen der Landeshauptstadt habe am Mittwoch eine niedrige zweistellige Zahl an Passagieren zurückgewiesen werden müssen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Fluggäste, die nicht nach Deutschland einreisen dürfen, werden dem Polizeisprechers zufolge im Regelfall mit der derselben Maschine wieder zurückgeschickt. Die Europäische Union will mit einem 30-tägigen Einreiseverbot die Ausbreitung des Coronavirus bremsen.