Erlanger lüftet das Geheimnis unserer toten Eisbär-Zwillinge
In der Tierpathologie untersucht Dr. Matthias Müller die Kadaver auf ihre Todesursache.
NÜRNBERG/ERLANGEN Sie waren so klein, und so süß: die Eisbären-Zwillinge im Nürnberger Tiergarten. Doch dann der Schock: Beide Tierchen starben – obwohl Tiergartendirektor Dag Encke davon ausging, dass Mutter Vera „die beiden sehr gut versorgt hat.“
Innerhalb weniger Stunden am vergangenen Freitag starb der zweite Zwilling. Dag Encke vermutet einen tödlichen Virus als Grund für das schnelle Dahinsiechen.
Deshalb schickte der Tiergarten die beiden kleinen Bären-Leichen in die Tier-Pathologie des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen (LGL) – zu dem Fachtierarzt für Pathologie, Dr. Matthias Müller.
Er untersucht normalerweise Nutztiere wie Schweine oder Rinder, bei denen der behandelnde Tierarzt vermutet, dass sie nicht gesund waren oder es naheliegt, dass sie durch eine ansteckende Krankheit starben.
Ergebnisse am Freitag
Doch auch Zootiere landen immer wieder in seiner Abteilung. „Es geht bei den Untersuchungen meist um den Bestandschutz. Das heißt, wir untersuchen die Tiere und bilden den Zusammenhang von Ursache und Wirkung. So können wir Tipps geben, wie man sich künftig vor der Erkrankung schützen kann.“
Dabei ist die Untersuchung der beiden Eisbärchen für den Pathologen Müller zwar schon „etwas exotisches“, aber andererseits auch wieder nicht: „Das sind ja bärenartige Tiere, die sind eng mit anderen Fleischfressern verwandt und damit anatomisch nichts besonderes.“
Trotzdem dauert so eine Tier-Obduktion – und läuft fast wie in einem Fernsehkrimi ab: Erst sieht sich der Pathologe Müller die entnommenen Organe der Tiere genauer an. Das hat den Sinn, eine erste „Spur“ für die Todesursache zu finden. Denn „gleiche Tierarten neigen oft zu den gleichen Erkrankungen, die man relativ leicht bestimmen kann“, erklärt der Arzt.
Dann werden aufgrund dieser ersten Diagnosen weitere Tests gemacht. „Das sind etwa feingewebliche Untersuchungen unter dem Mikroskop. Daraufhin prüfen wir die Gewebeproben auf Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten.“
So eine gründliche Analyse dauert natürlich einige Zeit – im Fall der beiden Eisbären-Leichen rund eine Woche. Doch am Freitag sollen die Ergebnisse der Obduktion bekannt gegeben werden.
Dann bleibt Matthias Müller nur noch eine traurige Aufgabe: Er muss die beiden Eisbärenleichen in die Tierkörperverwertung in die Nähe von Bamberg bringen.mm
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