Erlanger Forscher macht für den Mars mobil

ERLANGEN/MOSKAU Seit der Mondlandung 1969 ist die Reise zum mindestens 55 Millionen Kilometer entfernten Mars eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Mit der Studie „Mars500” wollen russische und europäische Forscher diesem Traum ein großes Stück näher kommen. Ein Franke hilft ihnen dabei...
Seit 245 Tagen sind sechs Männer nun schon auf engstem Raum in einer nachgebauten Raumkapsel (180 Quadratmeter) eingesperrt – ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Tageslicht, ohne Frischluft. Das insgesamt 520 Tage dauernde Experiment, in dem der Flug zum Roten Planeten simuliert wird, liefert aber nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Weltraumforschung.
Der Erlanger Professor Jens Titze untersucht in der Studie die Ernährung der Astronauten. „Durch das Projekt haben wir die einmalige Gelegenheit, die Kochsalz-Zufuhr beim Menschen kontrolliert zu verändern und die Auswirkungen zu messen”, erklärt der Spezialist für Nieren- und Hochdruckerkrankungen.
"Landung" am 12. Februar
Kochsalz steckt in beinahe allen Nahrungsmitteln – als Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel – und gilt als Risikofaktor für Bluthochdruck, unter dem etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet. Herz- und Nierenleiden und sogar Schlaganfälle können die Folge sein.
Titze hat der Astronauten-Crew für die eineinhalbjährige Mission eine besondere Diät zusammengestellt: Jede Mahlzeit steht schon lange im Voraus fest. Darunter befinden sich auch die kochsalzarmen Cerealienprodukte der Firma Kelloggs. Denn Corn Flakes, Frostis und Co. sind wegen ihrer ausführlichen Nährwertkennzeichnung für die Untersuchung ideal.
Und tatsächlich: Der Forscher der Uni Erlangen-Nürnberg fand heraus, dass sich die salzarme Astronauten-Spezialkost positiv auf ihre Gesundheit auswirkt! Laut der Messungen habe sich der Blutdruck der sechs Männer in den ersten 245 Tagen bereits deutlich gesenkt.
Inzwischen ist das virtuelle Raumschiff in eine Umlaufbahn des Roten Planeten eingeschwenkt. Durch die Bullaugen kann die sechsköpfige Crew den Mars bereits erkennen. Die simulierte Landung ist für den 12. Februar vorgesehen. Zwei Tage später können die Männer den Planeten „betreten”. 30 Tage sollen sie dann in der – künstlichen – Marslandschaft den Außeneinsatz proben. Dann geht es 240 Tage zurück zur Erde. L. Fleischmann