Erlanger-Ärzte besiegen Krebs mit Nabelschnur-Blut

Renate M. (69) war nach einer erfolglosen Chemotherapie todgeweiht, einen passenden Knochenmark-Spender gab es nicht – dann transplantierten die Ärzte auf eine neue Art
ERLANGEN Die Chemo hatte nicht angeschlagen – Renate M. war dem Tod näher als dem Leben. Jetzt gilt die 69-Jährige als geheilt. Unglaublich: Nabelschnurblut von zwei Babys hat die Rentnerin gerettet – es war der erste Versuch an einer erwachsenen Patientin in Erlangen. Selbst die Mediziner der Uni-Klinik sprechen von einem „kleinen Wunder“.
Die Nabelschnurbluttransplantation war die letzte Hoffnung für Renate M., sie litt unter myeloischer Leukämie. Denn weder in ihrer Familie noch in den Registern konnte ein geeigneter Knochenmarkspender für sie gefunden werden. Seit März kämpften die Ärzte in der Uni-Klinik gegen den Krebs – erst vergeblich.
Ein seltener Erfolg
Ende Juli übertrugen Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie – und Oberarzt Dr. Wolf Rösler erstmals die blutbildenden Stammzellen aus dem Nabelschnurblut von zwei Babies in den Körper der 69-Jährigen. „Jetzt ist die Patientin mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihrer Krankheit geheilt", sagte Prof. Mackensen zufrieden. Ein seltener Erfolg: Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr nur etwa 20 Nabelschnurbluttransplantationen bei Erwachsenen durchgeführt.
„Erst seit Kurzem ist es möglich, durch die gleichzeitige Übertragung von zwei verschiedenen Nabelschnurbluttransplantaten die bei Kindern mittlerweile häufig angewendete Therapie auch bei Erwachsenen zu nutzen“, erklärt Klinikums-Sprecher Johannes Eissing. Die besondere Schwierigkeit: Im Unterschied zu Kindern reichen bei erwachsenen Patienten aufgrund des höheren Körpergewichts die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellmengen meistens nicht für eine Transplantation aus.
Die erste Verpflanzung von Stammzellen aus Nabelschnurblut am Uni-Klinikum Erlangen war eine gemeinsame Transfusion von zwei Spenderpräparaten. Stammzellen aus Nabelschnurblut nimmt das Immunsystem leichter an als die aus dem Knochenmark. Deshalb müssen die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger nicht so streng übereinstimmen. „Damit war die Chance gut, dass in den weltweiten Zentren zwei zueinander passende Präparate gefunden werden. Dass die erste Therapie so problemlos und so schnell erfolgreich verlief, grenzt aber an ein kleines Wunder", so Rösler. A. Uhrig