Er ist unser Mann in Brüssel – aber was macht er da eigentlich?

Nürnberger Strippenzieher: Olaf Klumpp-Leonhardt vertritt bei der EU die Interessen unserer Metropolregion und die aller deutschen Ballungsräume
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Nürnberger Kosmopolit: Olaf Klumpp-Leonhardt, gelernter Politik- und Verwaltungswissenschaftler, kümmert sich in Brüssel um die Belange der deutschen Ballungsräume.
Ralf Schedlbauer Nürnberger Kosmopolit: Olaf Klumpp-Leonhardt, gelernter Politik- und Verwaltungswissenschaftler, kümmert sich in Brüssel um die Belange der deutschen Ballungsräume.

Nürnberger Strippenzieher: Olaf Klumpp-Leonhardt vertritt bei der EU die Interessen unserer Metropolregion und die aller deutschen Ballungsräume

NÜRNBERG/BRÜSSEL „Who do I call in Europe?“, soll Henry Kissinger einst gefragt haben: Ein EU-Pendant zu seinem damaligen US-Posten, dem des Außenministers, gibt’s schließlich bis heute nicht. Wer in Brüssel einen Ansprechpartner sucht, was die Belange der Metropolregion Nürnberg und der anderen deutschen Metropolregionen angeht, muss hingegen einfach nur versuchen, Olaf Klumpp-Leonhardt ans Rohr zu bekommen. Der Nürnberger ist noch bis nächstes Jahr zuständig für die Interessen der deutschen Ballungsräume, als „nationaler Koordinator der Deutschen Delegation im Ausschuss der Regionen (AdR)“.

„Ganz Brüssel ist ein Marktplatz“, sagt der hochgewachsene Mann mit der windschnittigen Frisur und den wachen Augen. Ihm selbst käme, zeichnet man das Bild weiter, die Rolle eines Marktschreiers zu. Oder, passender, die des gewieften Taktierers, des Interessenvertreters, der Informationen aufsaugt und streut – und über großes diplomatisches Geschick verfügt. Die eines mit allen Wassern gewaschenen Lobbyisten eben.

Im Auftrag von Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) vertritt Olaf Klumpp-Leonhardt allerdings nicht nur die Belange Nürnbergs oder die unserer Metropolregion, sondern die Interessen aller deutschen Regionen im europäischen Ausschuss der Regionen. Denn sein Dienstherr Maly ist nicht nur Nürnberger Stadtoberhaupt sonder auch Mitglied im Vorstand des Bayerischen Städtetags und im Präsidium des Deutschen Städtetags. In Brüssel vertritt Maly als Vorsitzender der deutschen AdR-Delegation bis nächstes Jahr die deutschen Interessen – und hat als seinen Statthalter einen Mann auserkoren, dem das europäische Parkett vertraut ist wie kaum einem zweiten Nürnberger: Olaf Klumpp-Leonhardt eben. Denn: „Für diesen Job gab es keine Einarbeitungszeit.“

Auch ein „zahnloser Tiger“ kann seine Krallen ausfahren

Der Politik- und Verwaltungswissenschaftler ist ein alter Hase in Sachen kommunaler EU-Politik, ist seit 1982 im Nürnberger Rathaus fürs Wirtschaftsreferat tätig, war in den 90er-Jahren im Nürnberger Büro des Deutschen Städtetags in Brüssel. Viele wichtige Projekt hat der 54-Jährige initiiert und zu Ende geführt: das Krisenmanagement bei Triumph-Adler etwa, oder – zwischen 2000 und 2006 – die 70 Millionen Euro schwere Aufwertung der Südstadt.

Und jetzt also wieder Brüssel: Sein Gremium, der Ausschuss der Regionen, ist eigentlich ein „zahnloser Tiger“, räumt er ein. Ein Ausschuss ohne Entscheidungsbefugnisse, ein nur beratendes Organ, das allerdings bei allen Fragen, die kommunale und regionale Verwaltung betreffen, gehört werden muss. Umso wichtiger, da „drei Viertel der EU-Rechtsvorschriften auf kommunaler Ebene umgesetzt werden“, erklärt Klumpp-Leonhardt. Auch das psychologische Moment sei nicht zu unterschätzen, angesichts von Befürchtungen, dass „die EU ihre Bürger auf dem Weg in die Zukunft nicht mitnimmt“.

Seine persönlichen Aufgaben umreißt Klumpp-Leonhardt in drei Punkten: Wenn EU-Steuergelder in die Länder gepumpt werden, sollen sie vor allem den Menschen vor Ort zu Gute kommen. Das gelingt, vor allem wenn die lokale Exportwirtschaft profitiert – und ein gewiefter Taktierer die Strippen zieht. „Unser nächstes Ziel ist es, die Metropolregionen in Förderprogramme zu hieven“, so Klumpp-Leonhardt. Die tragen entscheidend zur regionalen Stärkung bei. Drittes Ziel ist die internationale Zusammenarbeit.

Der Tiger mag zahnlos sein, dank Klumpp–Leonhardt fährt er wenigstens seine Krallen aus.

Steffen Windschall

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