Er ist Deutschlands Bienen-Experte Nummer eins

Der Würzburger Wissenschaftler Jürgen Tautz erforscht die Insekten seit 20 Jahren.
WÜRZBURG Dieser Franke ist Deutschlands Bienen-Experte Nummer Eins! Seit 20 Jahren erforscht Jürgen Tautz (59) Honigbienen. Jetzt gründete er den Verein Bienenforschung und die „BEEgroup“.
Zunächst wollte Tautz Gymnasiallehrer werden. Er studierte Biologie, Geografie und Physik in Darmstadt. „Bei der Doktorarbeit habe ich die Kurve bekommen“, berichtet der dreifache Vater. Denn mit der Dissertation über Wespen habe er „Blut geleckt“ am wissenschaftlichen Arbeiten. „Danach kam ein tropischer Laubfrosch, der Laute macht wie ein Vogel“, schildert Tautz. Es folgten Arbeiten zu Fischen, Krebsen und verschiedenen Insekten.
„Man gilt schnell als sprunghaft, wenn man nicht bei einer Sache bleibt“, berichtet der emsig arbeitende 59-Jährige über seine Erfahrung mit Kollegen. Doch sein unnachgiebiger Entdeckerdrang bringe ihn immer wieder dazu, sich anderen Kleinstlebewesen zuzuwenden. Etwa 20 völlig unterschiedliche seien es bisher gewesen.
„Es muss diese Forschertypen geben, die leichtsinnig genug sind, ständig etwas Neues anzufangen.“ Von den Honigbienen aber scheint Tautz nicht mehr loszukommen. In seinem Büro stapeln sich Bienenbücher, Bienenzeitschriften, Bienenbilder. Titelseiten von Zeitschriften mit Bienenmotiven säumen die Wände. In den Magazinen geht es oft um seine Arbeit.
"Sterben viele Völker, kann die Umwelt aus den Fugen geraten"
Im Garten zu Hause in Waldbrunn bei Würzburg kümmert sich der Zoologe um fünf Bienenvölker. Zu denen kam der Wahl-Unterfranke nur zufällig. Ein Schüler des Medizin-Nobelpreisträgers Karl von Frisch (†1982), der Würzburger Zoologe Martin Lindauer, schenkte Tautz einst ein Bienenvolk. „Meine Frau war entsetzt, ich war entsetzt“, erinnert er sich. Doch von Neugier getrieben und vom Liegestuhl aus beobachtete Tautz schließlich die Insekten. „Danach habe ich angefangen, Bücher zu lesen.“ Da sich seine Beobachtungen teils von der Lehrmeinung unterschieden hätten, habe er Mitte der 90er Jahre erste Bienen-Projekte angeschoben.
Heute hat Tautz in seiner „BEEgroup“ etwa 20 Menschen versammelt, die seine Begeisterung für die Honigbiene teilen. Mittlerweile kann der leidenschaftliche Wanderer auf international beachtete Forschungsergebnisse verweisen, zum Beispiel, dass Bienen eine besondere Art der Völkerverständigung entwickelt haben: Asiatische Honigbienen können innerhalb weniger Wochen die Tanz-Sprache ihrer europäischen Verwandten erlernen. Über den Tanz tauschten sie Informationen über neu entdeckte Orte wie Futterplätze, Wasser oder Nistmöglichkeiten aus.
Dass die Bienen-Forschung ihn immer noch reizt, habe viele Gründe, so Tautz. Die Insekten gelten seinen Worten nach als Schlüsselorganismen. Sterben viele Völker, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass die Umwelt aus den Fugen gerät. „Ich könnte auch über die Umweltprobleme an Regenwürmern erzählen. Aber das interessiert keinen.“