Er erschlug seinen Opa mit einem Fleischklopfer

Björn H. (37) steht seit Dienstag vor dem Landgericht. Der Staatsanwalt geht von Heimtücke aus. Das Opfer Rupert Bomertl war bekannt als „Engel der Alten“
von  Abendzeitung
Wegen seines großen sozialen Engagements galt er als der „Engel der Alten“: der frühere Seniorenheim-Chef Rupert Bomertl (†84).
Wegen seines großen sozialen Engagements galt er als der „Engel der Alten“: der frühere Seniorenheim-Chef Rupert Bomertl (†84). © AZ-Archiv

Björn H. (37) steht seit Dienstag vor dem Landgericht. Der Staatsanwalt geht von Heimtücke aus. Das Opfer Rupert Bomertl war bekannt als „Engel der Alten“

NÜRNBERG Rupert Bomertl (†84) war der „Engel der Alten“. Mit unermüdlichem Engagement und nie enden wollendem Einfallsreichtum setzte er sich viele Jahre lang für die Schwachen, Armen und Benachteiligten ein. Und ausgerechnet er, der Wohltäter, musste auf besonders grausame Weise sterben. Sein eigener Enkel (37) schlug ihm mit dem Fleischklopfer brutal den Schädel ein. Der gelernte Koch steht seit Dienstag wegen Mordes vor dem Nürnberger Schwurgericht.

Die Schulkinder, die mit ihrer Lehrerin kurz vor 9 Uhr morgens durch das Justizgebäude eilen, suchen sich zum Zuschauen einen Betrugsprozess aus. Für das Nervenkostüm der etwa elf- bis zwölfjährigen Schüler ist das auch besser. Einen Sitzungssaal weiter wirken die Zuhörer nämlich wie erstarrt. Gerade hat Staatsanwalt Alfred Huber die Anklageschrift verlesen. Es ist ein Dokument des Grauens.

Björn H., der angeklagte Enkel des Opfers, hat danach seinen Großvater nicht einfach nur ermordet. Es war ein Ausbruch unvorstellbarer Gewalt. Mit einem Fleischklopfer aus Metall hat er auf den Kopf, vor allem auf das Gesicht des alten, noch rüstigen Mannes eingeschlagen. Wieder und immer wieder. Insgesamt mindestens 25 Mal.

Die Folgen beschreibt Staatsanwalt Huber in nüchternem Juristendeutsch: „Durch die Schläge wurde unter anderem das Schädeldach scherbenartig zertrümmert. Ebenso zertrümmert wurden die Mittelgesichtsstrukturen und die Augenhöhlen. Rupert Bomertl verstarb innerhalb kurzer Zeit an einem zentralen Regulationsversagen in Folge der Schädigung seines Hirngewebes und der massiven Einatmung von Blut.“

Björn H. steckte permanent in Geldnöten

Björn H. wurde nur wenige Stunden nach der Tat (20. Februar 2009) festgenommen. Bei der Kripo und danach auch beim Ermittlungsrichter machte er umfassende Angaben zu seinem Leben und zur Tat. Nur über das Motiv des Verbrechens schwieg er sich eisern aus. Darüber war aus seinem Munde auch gestern nichts zu erfahren. Nur zwei kurze Sätze kamen ihm über die Lippen: „Der Tod meines Großvaters tut mir sehr leid. Ich bereue meine Tat.“

Staatsanwalt Huber ist überzeugt, dass Streitigkeiten um Geld der Anlass für das Verbrechen waren. Rupert Bomertl habe es abgelehnt, seinem Enkel Geld zu geben – und dadurch sein Todesurteil unterschrieben. Rechtsanwalt Jochen Horn, der den Angeklagten vertritt, hält diese Interpretation des Staatsanwaltes für nicht differenziert genug. Am Rande des Prozesses ließ er durchblicken, dass durchaus auch ein anderes Motiv in Frage kommen könnte. Horn: „In den Vernehmungen hat mein Mandant geschildert, dass er von seinem Großvater als Taugenichts und Versager beschimpft worden ist. Das könnte die Gewaltreaktion ausgelöst haben.“

Die Zielrichtung dieser Argumentation ist klar: Horn geht von einer Tötung im Affekt aus – und will für seinen Mandanten eine Verurteilung wegen Totschlags, nicht wegen Mordes erreichen. Das würde ihn vor lebenslanger Haft bewahren.

Zwei Barrieren liegen diesem Ziel jedoch im Weg. Zum einen ist es das Gutachten der Rechtsmedizin, in dem davon die Rede ist, dass die ersten Schläge mit dem Fleischklopfer das Opfer von hinten trafen. Das wäre heimtückisch und ein entscheidendes Mordmerkmal. Zum anderen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Björn H. die Tatwaffe, die später neben einem Autobahnparkplatz gefunden wurde, bereits in die Wohnung seines Großvaters mitgebracht hatte. War das Verbrechen vielleicht doch schon geplant?

Sicher ist: Björn H. steckte permanent in Geldnöten, galt in der Familie als Schwarzes Schaf. Nach dem Verbrechen steht er nun auch noch ganz alleine da. Vor zwei Wochen wurde die Scheidung von seiner Frau rechtskräftig.

Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

Helmut Reister

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