Entsteht hier bald Nürnbergs neues Super-Museum?
Im Pellerhaus soll Bayerische Geschichte gezeigt werden – inklusive wertvoller fränkischer Beutekunst aus München?
NÜRNBERG Ausgerechnet der oberbayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) könnte dafür sorgen, dass seit über 200 Jahren vermisste Kulturgüter aus München nach Franken zurückkehren. Seehofer hatte in seiner Regierungs-Erklärung am 10. Dezember ein „Museum zur Bayerischen Geschichte“ gefordert. Das entsteht im Nürnberger Pellerhaus, wenn es nach Kultur-Referentin Julia Lehner (CSU) geht: „Wir stehen bereit!“ Folge: Fränkische „Beutekunst“ wie die Krone Kaiser Heinrichs II. oder das Würzburger Herzogsschwert, allesamt beim Anschluss Frankens an Bayern nach München verbracht, müssten natürlich im neuen Super-Museum gezeigt werden.
Die formlose Nürnberger Bewerbung liegt bereits auf dem Schreibtisch des Wissenschaftsministers Wolfgang Heubisch (FDP), und im Kabinett soll sich „Lebens-Minister“ Markus Söder (CSU) für seine Heimatstadt Nürnberg stark machen.
Europäische Metropole – als München noch ein Dorf war
Julia Lehner sieht starke Argumente für einen Standort Nürnberg: „Die Stadt spiegelt wie keine andere die Entstehung des modernen Bayern wider.“ Nürnberg verfüge über eine „hochabwechslungsreiche Geschichte“ und sei bereits quasi das Zentrum Europas gewesen, als München noch ein Dorf war.
Später sei Nürnberg zur bedeutendsten bayerischen Industriestadt aufgestiegen. Lehner: „Bayerns Monarchen haben in München regiert, aber in Nürnberg eingekauft.“ Und heute stehe Nürnberg, das zweite Zentrum Bayerns, als Beispiel für den Wandel zum HighTech-Standort.
Weniger detailliert argumentiert die Kultur-Referentin, wenn es darum geht, das Pellerhaus am Egidienplatz als mögliche Herberge des Museums zu begründen. Für mögliche Umbau-Konzepte für das im Krieg zerstörte Renaissance-Haus sei es noch zu früh, findet die CSU-Politikerin.
Das stärkste Argument fürs Pellerhaus ist wohl, dass das 50er-Jahre-Vorderhaus nach dem Auszug der Stadtbibliothek 2010/2011 leerstehen wird, es noch kein Nutzungs-Konzept für die Immobilie gibt – und dass es für den Wiederaufbau des historisch wertvollen Arkadenhofes Geld vom Freistaat geben könnte, wenn er Teil eines staatlichen Museums würde.
Noch steht das Bewerber-Rennen um das Museum ganz am Anfang. Auch Städte wie Augsburg und Regensburg haben sich beworben. Da macht es sich besser, wenn man die Standort-Frage nicht zwangsläufig mit der Diskussion um die fränkischen Kulturgüter verknüpft. Julia Lehner: „Ich sage nicht: ,Her mit dem Schwert’.“
W. Vennemann
Mehr über das Pellerhaus lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Mittwoch, 18. Februar.