Entführung endet glücklich: Muhammed ist wieder daheim

Kampf um den kleinen Sohn dauerte 9 Monate. Der Anwalt musste sogar das Justizministerium in Athen einschalten.
NÜRNBERG Neun Monate musste Ayshe L.* (27), die Mutter des nach Griechenland entführten kleinen Muhammed, zittern und bangen. Jetzt konnte sie ihren jetzt 18 Monate alten Sohn wieder in die Arme schließen. Neun Monate kämpfte auch ihr Nürnberger Anwalt Spyridon Spyridis mit den zuständigen Behörden in Griechenland, die den Fall viel zu lax handhabten und monatelang liegen ließen.
Nach seiner Petition beim Justizministerium in Athen wurde schließlich die Übergabe des Kindes durch seinen Vater Hussein* (36) vereinbart – unter Polizeischutz. Doch auch das geriet noch zum Abenteuer...
Doch von vorne: Ayshe L. und ihr Noch-Ehemann Hussein gehörten in Griechenland zur muslimischen Minderheit in Komotimi nahe der türkischen Grenze. Hochschwanger verließ die Frau ihren gewalttätigen Gatten mit der gemeinsamen Tochter (8) und brachte Sohn Muhammed in Fürth zur Welt, wo ihre Eltern seit über 15 Jahren leben.
Das Ministerium machte Druck
Als sie die Scheidung einreichte, bestand der zuständige Mufti im Komotimi auf einem Versöhnungstermin. Dabei entriss Hussein ihr den Sohn – und setzte sie vor die Türe. Die verzweifelte Frau ging zur Polizei, zeigte die Kindsentführung an.
„Weil die dortigen Behörden sich nicht in Familiensachen von Muslimen einmischen“, so ihr Nürnberger Anwalt Spyridon Spyridis (Kanzlei Lawrenz & Partner), wandte er sich an das Justizministerium in Athen und drohte gar mit einer Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof. Mit Erfolg: Die Sache wurde an das lokale Gericht von Komotimi weitergeleitet. Und das Ministerium machte Druck, endlich die Angelegenheit zu regeln, so der Anwalt.
Schließlich wurde Ende Januar die Übergabe des kleinen Muhammed an seine Mutter in einer dortigen Anwaltskanzlei vereinbart – und zwar unter Polizeischutz. Ayshe L. flog mit ihrer Mutter, Muhammeds Oma, in die alte Heimat.
Schläge für Ayse und Muhammeds Oma
Doch Hussein L. erschien nicht, musste erst gesucht werden. Als endlich der Junge den Frauen übergeben worden war und beide ins wartende Taxi stiegen, wurden sie von Husseins Vater angegriffen. „Er hat sie aufs Übelste beschimpft und auch geschlagen, vor allem Muhammeds Oma“, berichtete der Anwalt der AZ. „Die Frauen waren schutzlos. Denn die Polizei war trotz Zusicherung gar nicht aufgetaucht.“
Dann kam die nächste Hürde: Das Kind hatte keinen eigenen Reisepass. Doch das sollte laut Justizministerium kein Problem sein. Ein Zollbeamter sah dies anders. Er ließ Muhammed nicht aus dem Land, wollte sogar dessen Vater benachrichtigen.
Die Folge: Vier Tage mussten Muhammed, seine Mutter und die Großmutter in Athen ausharren, bis auch das geklärt war. Ihr Nürnberger Anwalt, sofort alarmiert, telefonierte wieder stundenlang mit dem Ministerium in Athen, bis die Familie ausreisen durfte.
Jetzt kann’s am Amtsgericht Fürth mit dem Scheidungs- und Sorgerechtsstreit endlich weitergehen. Und Ayshes Noch-Schwiegervater droht nun eine Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung. cis
*Namen geändert