Endlich! Freie Sicht für die Nordkurve

Club: Am Montag gegen Kaiserslautern erstmals ohne Gitter vor der Nase. Probelauf vorerst bis Saisonende
NÜRNBERG Der treue Anhang darf am Montag im Zweitliga-Spitzenspiel gegen Kaiserslautern (20.15 Uhr) die Premiere der neugestalteten Nordkurve feiern. Endlich wurden sie erhört, die Club-Fans. Endlich wurden die Zäune vor den Stehplatz-Blöcken von 2,20 auf 1,10 Meter abgesenkt.
Kleiner Preis, große Wirkung
Mit dem nicht mal 10000 Euro teuren Umbau, für dessen Kosten laut Stadion-Geschäftsführer Klaus Daedelow eine „Lösung unter allen Beteiligten gefunden wurde“, ist nun beste Sicht auf das Spielfeld garantiert. Wobei auch die Fans ihren Anteil einbringen müssen, damit aus dem Probelauf – zunächst bis Saisonende – eine dauerhafte Lösung wird. Mit vorbildlichem Benehmen.
"Gute Erfahrungen"
„Ich gehe davon aus“, sagt Daniel Kirchner, Leiter Organisation und Sicherheit beim Club, „dass unsere Anhänger nicht durch unüberlegte Aktionen die Neuerungen aufs Spiel setzen werden.“ Das sieht Polizei-Einsatzleiter Kurt Benisch von der Südwache ähnlich: „Nach den Erfahrungen aus dem Uefa-Cup“, die Stehplätze mussten in Sitzplätze mit einer Zaunhöhe von 90 Zentimetern umgewandelt werden, „und der Situation in der Nordkurve generell in den letzten Jahren, kann ich mir vorstellen, dass die Sache gut funktionieren wird.“
Einsatz von "Fan-Ordnern"
Freilich hat Benisch in den Besprechungen mit dem Bauordnungsamt, dem Club, dem Stadionbetreiber und Vertretern des DFB „deutlich zum Ausdruck gebracht“, dass es sich vorläufig lediglich um einen „Versuch“ handelt. Benisch machte sein „Ja“ vom jeweiligen Gegner oder Spieltag abhängig. Einen „Platzsturm“, sei es aus Freude über den Aufstieg am letzten Spieltag, wird er jedenfalls einen Riegel respektive Zäune vorschieben. Punkt zwei, der erfüllt werden musste: Das Aufgebot an Ordnern, „verstärkt“ durch Ansprechpartner aus der Fanszene, muss vor der Nordkurve erhöht werden.
Block 8 kastriert
Während im Unterrang alles gut scheint, sind in Block 8 des Oberranges „die Möglichkeiten für die Ultras minimal eingeschränkt“, gesteht Benisch. Dort, in der „Heimat“ der sangesfreudigen Kundschaft, sind die ersten drei Reihen nun komplett gesperrt, werden durch eine 15 mal drei Meter große, schwarze Plane abgedeckt. „Die Rücksetzung der Zäune war überfällig“, spricht UN-Sprecher Julius Neumann Orga-Chef Kirchner seinen Dank aus. „Bei seinem Vorgänger Huber haben wir auf Granit gebissen. Doch wie sich dieses großes Loch auf die Stimmung auswirken wird, darüber will ich lieber nicht spekulieren.“
60 Fans müssen umziehen
Abwarten. Fakt ist: Die rund 60 betroffenen Dauerkartenkunden wurden aus Sicherheitsgründen ohne Aufpreis auf freie Plätze in Block 8, auf die Haupttribüne oder Gegengerade umquartiert. Auf Anordnung der Bauordnungsbehörde. Die hatte, nachdem es in der Vergangenheit bisweilen zu „gefährlichen Turnereien auf den Balustraden" (Benisch) gekommen war und im Rückblick auf den tödlichen Unfall in Dortmund vor eineinhalb Wochen (ein Betrunkener war im Pokalspiel gegen Bremen vom Block gestürzt), ihr Veto eingelegt. Markus Löser