EM-Ärger: Nürnberger verklagt Ösi-Konzerne

Beschallung, Beleuchtung, Sicherheits- und Ticketsysteme: Für 2,5 Millionen Euro hat Unternehmer Peter Dinstühler drei Stadien ausgerüstet – und wurde nicht bezahlt! Jetzt muss er vor Gericht um sein Geld kämpfen
von  Abendzeitung

Beschallung, Beleuchtung, Sicherheits- und Ticketsysteme: Für 2,5 Millionen Euro hat Unternehmer Peter Dinstühler drei Stadien ausgerüstet – und wurde nicht bezahlt! Jetzt muss er vor Gericht um sein Geld kämpfen

NÜRNBERG Die Fußball-Europameisterschaft wurde vor einer Woche abgepfiffen. Doch der Streit ums Geld ist noch nicht zu Ende: Ein Nürnberger Unternehmen verklagt die Ösis!

Am Montag beginnt der Prozess vor dem Landgericht Salzburg. Und darin fordert die Nürnberger Ingenieursfirma IS Industrial Services von den österreichischen Baukonzernen Alpine und Porr rund 2,5 Millionen Euro für Leistungen beim Stadion-Ausbau. Nach Angaben von Boss Peter Dinstühler hat die Firma für die EM-Stadien in Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg die ganze Gebäudetechnik konzipiert – Beschallung, Beleuchtung und Sicherheits- sowie Ticketsysteme.

Dinstühler: „Wir haben 53000 Ingenieursstunden investiert.“ Nachdem die Planung abgeschlossen gewesen sei, hätten die beiden Konzerne die Verträge gekündigt und dem mittelständischen Unternehmen seine Leistungen nicht bezahlt – ohne Begründung.

„2,5 Millionen Euro fallen für uns schwer ins Gewicht.“

Bei einem Jahresumsatz von 30 Millionen Euro falle der Zahlungsausfall von 2,5 Millionen Euro für sein Unternehmen schwer ins Gewicht. „Das können wir nicht so leicht verkraften.“ Die IS- Gruppe beschäftigt rund 400 Techniker, Ingenieure, Informatiker sowie Physiker. Sie ist in Europa, Nordamerika und Arabien vertreten. Allerdings habe er die geplante Expansion in Osteuropa aufschieben müssen. Dinstühler vermutet, dass sich die beiden Konzerne beim Aus- und Neubau der Stadien verrechnet haben. „Die Firmen haben ihre Materialkalkulation 2005 gemacht. Damals war der Stahl halb so teuer.“ Nun werde versucht, die Verluste auf die Geschäftspartner abzuwälzen.

Die beiden Konzerne sehen die Sache anders. Sie betonen, dass sie ihre Verpflichtungen aus den Verträgen erfüllt hätten. Im Verlauf des Projekts seien aber diverse Mängel bei Planungs- und Bauüberwachungsleistungen von IS aufgetaucht. Im Januar 2007 hätten die Nürnberger die Arbeiten in den drei Stadien eingestellt. Wegen Verzugs sei daraufhin der Vertragsrücktritt erklärt „und die weitere Planung und Herstellüberwachung der technischen Ausrüstung der Stadien mit neuen, verlässlichen Partnern durchgeführt“ worden. Im Nachhinein habe IS „völlig unangemessene Entgeltforderungen“ erhoben.

Dagegen sieht die Allianz Prozess-Finanz GmbH, die die Klage finanziert, gute Chancen, Dinstühlers Forderungen vor Gericht durchzusetzen. Der Münchner Prozessfinanzierer steigt nur in Fälle mit „überwiegender Erfolgswahrscheinlichkeit“ ein, wie Geschäftsführer Arndt Eversberg erläutert. Im Erfolgsfall kassiert er eine Beteiligung von 20 bis 30 Prozent. „Das ist kein unüblicher Fall“, sagt Eversberg zu dem Verfahren.

Dem Mittelstand drohe bei gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Großkonzernen schnell eine finanzielle Schieflage. „Das wissen die Großen und wollen deshalb oft einen „Preisnachlass“ verhandeln.“ Die Zahl der Fälle steige, wie zweistellige Wachstumsraten bei der Allianz ProzessFinanz GmbH belegten.

So hat die EM doch noch ein Nachspiel...Stephan Maurer

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