Elternbrief wegen Flüchtlingen: "Bitte keine Miniröcke"

Der Elternbrief eines Schuldirektors im niederbayerischen Pocking mit Verhaltensregeln für seine Schüler gegenüber Flüchtlingen sorgt für Diskussionsstoff.
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Ausriss mit der umstrittenen Passage aus dem Schreiben.
Ausriss mit der umstrittenen Passage aus dem Schreiben. © ho

Der Elternbrief eines Schuldirektors im niederbayerischen Pocking mit Verhaltensregeln für seine Schüler gegenüber Flüchtlingen sorgt für Diskussionsstoff.

Pocking - Ganz Bayern mobilisiert gerade die letzten Platzreserven, um dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom aufzufangen. Auch im niederbayerischen Pocking kommen demnächst 200 Flüchtlinge an. Sie werden in der Turnhalle des örtlichen Wilhelm-Diess-Gymnasiums untergebracht.

Um seine Schüler darauf vorzubereiten, hat Schulleiter Martin Thalhammer ein Schreiben an die Eltern ausgegeben. Die Anregungen darin haben zu einigen Irritationen geführt.

Es ist vor allem diese eine Passage, über die diskutiert wird:

„Da unsere Schule in direkter Nachbarschaft ist, sollte eine zurückhaltende Alltagskleidung angemessen sein, um Diskrepanzen zu vermeiden. Durchsichtige Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke könnten zu Missverständnissen führen.“

Seit der Elternbrief am vergangenen Montag ausgesteuert wurde, ist die Schule mit zahlreichen Anfragen von außen konfrontiert. Viele wollen wissen, was es denn mit den Kleidervorschriften aus Rücksicht gegenüber muslimischen Flüchtlingen und den Verhaltensregeln für Schüler auf sich hat. 

Andere Passagen leuchten dagegen allen ein, etwa: „Ein direktes Anglotzen/Begaffen oder das Fotografieren sollte unbedingt vermieden werden, bitte respektiert die Menschenwürde.“

Für eine Stellungnahme ist Schulleiter Martin Thalhammer am Freitag nicht erreichbar. Allerdings äußerte er sich kürzlich in einem Artikel der ansässigen Heimatzeitung zu der ganzen Sache und gibt darin zu verstehen, dass er die ganze Aufregung nicht nachvollziehen kann. „Es gab nie Kleidervorschriften an dieser Schule und es wird auch künftig keine geben.“

Es sei ihm lediglich ein Anliegen gewesen, die Eltern und die Kinder zu sensibilisieren, dass hier zwei Kulturen zusammenkämen.

Das Eltern-Echo an der Schule ist laut Thalhammer überschaubar geblieben. Angeblich hätten nur zwei Eltern der Schule mitgeteilt, dass sie ihre Kinder auch weiter mit kurzen Hosen in die Schule schicken werden.

Mittlerweile gibt’s eine Ergänzung zum umstrittenen Brief

Im Internet allerdings sorgt der Elternbrief für Diskussionen. Die Passage mit der Kleiderordnung stößt fast überall auf Unverständnis. Für Rechte ist der Vorfall sowieso ein gefundenes Fressen. Die Schulleitung wundert sich über die Reaktionen, hat aber trotzdem darauf reagiert.

Martin Thalhammer hat mittlerweile eine Ergänzung zu dem umstrittenen Elternbrief herausgegeben, in dem er klarstellt, dass es keine Kleidervorschriften an der Schule gebe. Das Ganze sei lediglich als Empfehlung und Denkanstoß gedacht gewesen.

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