Electro-lüge! Jetzt streichen sie doch wieder AEG-Jobs

Der schwedische Electrolux-Konzern will die Geschirrspüler-Entwicklung von Nürnberg abziehen.
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Februar 2006: Kundgebung vor dem AEG-Werkstor in Nürnberg-Muggenhof, ver.di-Mitglieder demonstrieren für ihre Kollegen aus dem bedrohten Werk.
dpa 3 Februar 2006: Kundgebung vor dem AEG-Werkstor in Nürnberg-Muggenhof, ver.di-Mitglieder demonstrieren für ihre Kollegen aus dem bedrohten Werk.
Will 800 AEG-Jobs in Nürnberg: IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler.
Klaus Schillinger 3 Will 800 AEG-Jobs in Nürnberg: IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler.
Die Jobs landeten im polnischen Zarow. Viele ehemalige AEG-Mitarbeiter sind bis heute arbeitslos.
dpa 3 Die Jobs landeten im polnischen Zarow. Viele ehemalige AEG-Mitarbeiter sind bis heute arbeitslos.

Der schwedische Electrolux-Konzern will die Geschirrspüler-Entwicklung von Nürnberg abziehen.

NÜRNBERG Der Name Electrolux hat keinen guten Klang in Nürnberg, seit der Stockholmer Konzern vor drei Jahren das AEG-Werk dichtmachte und 1700 Jobs nach Polen verlagerte. Und schon wieder hört sich der Name des Multis eher nach Electrolüge an! Denn entgegen der Zusage, die Finger von den verbliebenen 800 AEG-Stellen in Nürnberg zu lassen, denkt das Management darüber nach, die Geschirrspüler-Entwicklung mit 53 Arbeitsplätzen aus Nürnberg abzuziehen. IG Metall-Chef Jürgen Wechsler spricht von einem „Vertrauensbruch gegenüber den Betroffenen, dem Standort Nürnberg und der Stadt“.

Aktuell seien gerade noch 680 Menschen bei Electrolux in Nürnberg beschäftigt, so Wechsler. Mit der geplanten Schließung der Geschirrspüler-Entwicklung gehe der „Tod auf Raten“ weiter.

Michael Eichel, Sprecher von Electrolux Deutschland, räumte ein, dass eine firmeninterne Arbeitsgruppe die weltweite Neuordnung des Bereichs prüfe. Ziel sei, die Entwicklung der Geräte auf weniger Standorte zu konzentrieren. Die Entscheidung fällt im Herbst. Von einer Zusage, den Standort Nürnberg nicht anzutasten, will man bei Electrolux aber nichts (mehr) wissen.

Oberbürgermeister Maly: „Der Konzern steht im Wort“

Bei der Stadt Nürnberg ist die Erinnerung besser. „Der Konzern steht im Wort“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). „Es hieß 2006, die Fertigung geht, der Standort bleibt.“ Wenn Electrolux Kompetenzen von Nürnberg abziehe, müsse man sich eben überlegen, wie man Ersatz am Standort schaffe. „Wir sind gebrannte Kinder“, so Maly. Es dürfe nicht die Botschaft sein, dass wieder „eine Salamischeibe abgeschnitten wird.“

Wenn man die Entwicklung zentralisieren wolle, warum dann nicht in Nürnberg, fordert Wirtschafts-Referent Roland Fleck (CSU). Gemeinsam mit OB Maly will er in der Euro-Zentrale in Brüssel und in Stockholm das Gespräch mit der Konzernspitze suchen. Electrolux habe damals zwar nur einen „Letter of Intent“, also eine Absichts-Erklärung abgegeben, aber: „Die Firma steht moralisch in der Verantwortung.“

Bleibt die Frage, ob die Beschäftigten, die am Dienstag in einer Betriebsversammlung über das weitere Vorgehen beraten wollen, Vertrauen in die Moral eines Multis haben.

Winfried Vennemann

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