Ekel-Alarm! Stadt tut zu wenig gegen Ratten-Plage
Vier Millionen Ratten in Nürnberg! Der Untersuchungsbericht wird jetzt im Rathaus vorgelegt. Ein Experte fordert mehr Geld.
NÜRNBERG Es wird eklig im Gesundheitsausschuss! Denn der beschäftigt sich heute endlich mit der Nürnberger Rattenplage. Nach einem Bericht der AZ forderte SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder bereits im Mai einen Maßnahmenkatalog zur Rattenbekämpfung. Heute wird er vorgelegt. Was macht die Stadt also gegen die Rattenplage? Der Untersuchungsbericht hat eine Antwort: zu wenig.
Gleich zu Beginn des Berichts steht eine alarmierende Zahl: Die Beschwerden über Ratten steigen massiv an. Gingen 2006 nur 94 Meldungen bei der Stadt ein, so waren es 2007 bereits 143!
Kein Wunder: Nach Schätzungen leben bis zu vier Millionen der Nager in Nürnberg, in der Kanalisation, in den Gebüschen. Der milde Winter des letzten Jahres dürfte die Population zusätzlich vergrößert haben. Dabei sind speziell die Wanderratten, die bis zu 50 Zentimeter lang werden können, fiese Krankheits-Überträger.
"Ein fünfstelliger Betrag reicht nicht"
Die Ratten sind zwar heute nicht mehr so gefährlich wie im Mittelalter, als sie unter anderem die Pest übertragen haben. Doch über ihren Urin und Kot verbreiten sie noch immer höchst gefährliche Infektionskrankheiten. Um so unverständlicher ist die Strategie der Stadt: Nur an zehn Arealen im Stadtgebiet werden die Ratten permanent bekämpft. Hier legen professionelle Schädlingsbekämpfer präventiv Giftfallen aus. Für diese Form der Schädlingsbekämpfung gab die Stadt 2007 gerade einmal 4483 Euro aus.
„Mit dem bisschen Geld kann man nicht viel anstellen“, sagt Rolf Körner, Vorsitzender des bayerischen Schädlingsbekämpfungsverbands. „Um die Rattenpopulation auf ein normales Niveau zu bringen, reicht auch ein fünfstelliger Betrag nicht.“
Und zehn Plätze seien in einer Stadt wie Nürnberg definitiv zu wenig. Dazu komme, dass es nichts bringe, zehn Brennpunkte für ein ganzes Jahr festzulegen. „Die Ratten wandern. Und wenn man an einem Ort eine Tilgung erreicht hat, muss man an diesem Brennpunkt ja keine Giftköder mehr auslegen.“
Die Abwasserkanäle untersucht der Eigenbetrieb SUN (Stadtentwässerung und Umweltanalytik) auf Rattenbefall. Doch das geschieht nur alle zwei Jahre – bei 1450 Kilometern Kanalnetz! „Ein Kanalsystem sollte man permanent überwachen“, sagt der Experte. „Die sind für Ratten ideale Autobahnen und Futterquellen.“ Doch eine permanente Überwachung kostet Geld – das die klamme Stadt nicht hat. Was die Stadt dagegen im Überfluss hat: Ratten. Tendenz steigend. mm
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