Einen Ast gesprengt

Django Asül bringt sein aktuelles Kabarett-Solo „Fragil“ auf CD herausund ist live in Franken unterwegs.
von  Abendzeitung
Nach Art des Bußpredigers Barnabas: Django Asül.
Nach Art des Bußpredigers Barnabas: Django Asül. © Ronald Zimmermann

NÜRNBERG - Django Asül bringt sein aktuelles Kabarett-Solo „Fragil“ auf CD herausund ist live in Franken unterwegs.

Gerade hat er auf dem 14. Filmfestival Türkei-Deutschland im K4 sein Porträt als türkischer Niederbayer vorgestellt: Ugur Bagislayici, der als Django Asül Kabarett-Karriere gemacht hat und zur Zeit mit „Fragil“ auch im Fränkischen flächendeckend unterwegs ist. Nun hat er sein aktuelles Bühnenprogramm auf CD veröffentlicht. Sie wurde im Dezember in München aufgenommen – und man kann sie auch anders hören als nur als Dokument eines Live-Auftritts. Nämlich als die Bußpredigt, die man ihm auf dem Nockherberg verweigerte. Asül ist über weite Strecken so derb und politisch hart, dass es eine Freude ist.

„Wenn man Schadenfreude und Misserfolg lange genug kreuzt, kommt irgendwann ein bayerischer Sozialdemokrat heraus“, startet er mit der Bayern-Wahl und analysiert: „Sobald die Ratingagenturen die Papiere der Landesbank von AAA auf LMAA runterstuften, begann sich der Seehofer warmzulaufen.“ Die CSU war da schon mehr als angeschlagen, Stichwort „G8“: „Des war doch scho in Heiligendamm so a Krampf.“ Und als Seehofer endlich auf dem Bayern-Thron saß, habe ihm „die Merkel das Du vorgeschlagen, daraufhin hat der Seehofer ihr das Ich vorgeschlagen“.

Dann spannt Asül den Rettungsschirm der Satire auf: Finanzen, Banken, Krise. „Die Banken haben sich schon selbst gewundert, wie lange es gut ging. Die fragten sich schon: ,Ja, wie viele Blöde gibt’s denn noch?’“ Laut Asül stammen moderne Korruption und Finanzspekulation zivilisationstheoretisch vom kirchlichen Ablasshandel ab: „Finanztheologisch war Lehman Brothers ein sehr katholischer Verein.“ Da werde sogar der Al-Kaida-Mann neidisch: „Wir Blödmänner sprengen uns seit Jahren einen Ast. Und die von Lehman brauchen für die Erschütterung der westlichen Welt nur ein paar Tage.“

Asül schrammt mehrmals an der „Grenze zur emotionalen Insolvenz“ entlang und kommt schließlich zu seiner alten Paraderolle, dem radebrechenden Deutsch-Türken: „Schäuble sagt, Integration nur klappt, wenn Terrorist lernt Deutsch und erst dann baut Bombe.“ Doch der Bundesinnenminister mit seiner Überwachungspolitik sei ein guter Mann: „Weil Deutschland jetzt hat eine Politiker, wo immer hört zu.“

An einer Stelle im CD-Booklet dankt er „Personen, die sich besonders als Motivatoren, Inspiratoren und Transpiratoren hervorgetan haben“. Darunter findet sich Peter Kreuzpaintner, früherer Geschäftsführer bei Paulaner, der Asül einst „in einer einsamen Entscheidung“ zum Bruder Barnabas gemacht hatte. Am Ende des Vorworts steht: „Es freut mich, zu Ihrer charakterlichen Aufwertung beigetragen zu haben.“ Die Sehnsucht des Bußpredigers ist noch da. daer/Michael Grill

Django Asüls CD „Fragil“ erschien bei SonyBMG. Live ist er in den kommenden Wochen in Roth (25.3.), Forchheim, (26.4.), Bad Windsheim (9.5.), Bayreuth (14.5.), Pyrbaum (16.5.) und Fürth (6./17.7.) zu sehen.

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