Eine Schwertgosch’n fürs Volksempfinden
NÜRNBERG - Ohne Riskiken und Nebenwirkungen: Brachial-Komikerin Monika Gruber witzelt in der ausverkauften Meistersingerhalle.
Sie ist eine ganz Große. Zumindest deutet das die Projektionsfläche in ihrem Rücken an, die Monika Grubers Mattscheiben-Präsenz auf Mehrzweckhallen-Format aufbläst. Umgewöhnen muss sich bei der Live-Begegnung mit der bayerischen Brachial-Komikerin aus Tittenkofen niemand: Die Video-Leinwand bannt den Blick. Mehr als es die Revolverschnauze mit der humoristischen Schrotflinten-Technik vermag. In Reihe 19 der bis zum letzten Polsterstuhl ausverkauften Meistersingerhalle bleibt man problemlos auf Distanz zum irrlichternden Erfolgssolo „Zu wahr, um schön zu sein!“. Aber wie die „Gruaberin“ herrisch durch die Zähne pfeift – imponierend!
Dass Sonntags-Kirchgang und Erziehungs-Watsch’n als ironiefreies Resümee zur Lebenshaltung mal im Kabarett auftauchen würde, hätte man auch kaum für möglich gehalten. Monika Gruber macht das. Die schnippische Schwertgosch’n stößt auch bedenkenlos ins Volksempfinden vor, wenn sie alles in Grund und Bodenständigkeit quatscht, wenn sie Models als neue Giraffenart verhöhnt und „Hausmannskost“ lobt. Werte müssen sich wieder lohnen, Wiedererkennungswerte auch.
Also zeigt das Comedy-Kracherl im Sammeln von bestätigenden Themen mehr Geschick als im Sortieren, recycelt Witze (Autoaufkleber, Erziehungsnotstand, Frauen zwischen Pferd und kollektivem Geburtshecheln) und bleibt widersprüchlich. „Uns geht’s zu gut“ konstatiert sie krisenresistent. Einerseits. Andererseits ist die Erde vielleicht ja „nur die Hölle eines anderen Planeten“. Kurz darauf nimmt sie zum Finale eine steile Kurve ins Tränendrücker-Melodram, wenn sie den blauen Müllsack im Altenheim-Keller als Daseins-Relikt anseufzt.
Alles vorherbestimmt. Auch diese Spaß-Globuli (ohne Risiko und Nebenwirkungen). Man muss weiterhin keine Angst haben vor verstörenden Attacken bei Grubers ratternden Rachegefühlen, die aus dem Herzen ein Mördergruberl machen. Lachen wir’s einfach weg. Andreas Radlmaier
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