Eine irre Verfolgungsjagd
Ein 33-Jähriger stiehlt einen Geldbeutel, rast vom Gasteig nach Rosenheim und wieder zurück. 30 Polizeiautos udn ein Hubschrauber nehmen die Verfolgung auf.
MÜNCHEN/ROSENHEIM - Die Szene hätte auch in der RTL-Krimi-Serie „Alarm für Cobra 11” spielen können: Über 130 Kilometer flüchtet der Geldbeuteldieb Ilya K. (33) durch halb Oberbayern – von München über Rosenheim und zurück. Er wechselt dreimal die Fahrzeuge. 30 Polizeiautos und ein Hubschrauber sind im Einsatz. In Bogenhausen verliert sich seine Spur. Erst zwei Wochen später ist für den Dieb am Flughafen von Budapest Endstation.
Jetzt sitzt der gebürtige Russe vor der 12. Strafkammer im Münchner Landgericht. Ilya K. wird in Fußfesseln aus der U-Haft in den Saal B 275 geführt. Beim Untersuchungsrichter versuchte er, aus dem Fenster zu fliehen.
Vier statt zehn Jahre Höchststrafe bietet ihm das Gericht bei einem Geständnis an. Nach einigen Bedenkminuten gesteht er: Am 29. März 2011, gegen 15.45 Uhr, klaut er im Gasteig einem Musiklehrer den Geldbeutel mit 150 Euro und Getränkewertmarken. Der Lehrer sieht das, schlägt Alarm. Ein Kollege stellt sich ihm in den Weg. Dabei fällt Ilya K. der Geldbeutel aus der Hand. Er rennt weiter. Einen Security-Mann wehrt er mit einem Springmesser ab, verletzt ihn am Daumen. Auf der Straße springt er in seinen Miet-Nissan Qashqai, braust Richtung A8 (München-Salzburg). Die Polizei ist bereits dicht hinter ihm.
Bei Holzkirchen will man ihn ausbremsen. Ilya K. reißt das Steuer rum, rast mit über 130 Stundenkilometer als Geisterfahrer zurück Richtung München. Der Autoverkehr ist durch den Polizeieinsatz stark verlangsamt. Auf dem Seitenstreifen rast der Angeklagte dahin, nimmt eine Behelfsabfahrt, brettert durch den Wildfangzaun.
Über Feldwege geht es nach Feldkirchen-Westerham bei Rosenheim. Ein Hubschrauber knattert über ihm.
Bei Großhelfendorf steuert er den Nissan in den Acker. Hier endet die Verfolgung. Auch der Hubschrauberpilot dreht ab. Kein Sichtkontakt mehr. Illya K. schützt der Wald. Dort findet er den geparkten und unversperrten Opel Astra eines Waldarbeiters. Der Schüssel steckt. Nach zehn Kilometer wechselt er in Glonn auf einen fahrbereiten Fiat Panda. Zurück in München parkt er in Bogenhausen, sperrt den Fiat ab: „Niemand sollte ihn stehlen.” Erst am 15. April wird er in Ungarn festgenommen.
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