Eine Freundschaft hinterm Hasengitter

Die Ausstellung „Bo(u)nded Lines“ im Kunsthaus zeigt kleine und große Maschen. Der Ausstellungstitel „Bo(u)nded Lines“ ist doppeldeutig und betont Verbindungs- als auch Begrenzungslinien.
von  Abendzeitung
Linien ziehen ihre Bahnen: vorne Ron Alonis Metallgekräusel, hinten Peter Kamphel mit seiner farbigen Erkundungsfläche.
Linien ziehen ihre Bahnen: vorne Ron Alonis Metallgekräusel, hinten Peter Kamphel mit seiner farbigen Erkundungsfläche. © Berny Meyer

Die Ausstellung „Bo(u)nded Lines“ im Kunsthaus zeigt kleine und große Maschen. Der Ausstellungstitel „Bo(u)nded Lines“ ist doppeldeutig und betont Verbindungs- als auch Begrenzungslinien.

Metallschere, Zangen und Drähte aller Arten sind die Materialien des einen, Liquitex, Lack und Pinsel die des anderen Künstlers. Und doch ähneln sich die Resultate, wie die Ausstellung „Bo(u)nded Lines“ im Kunsthaus zeigt. Nicht zufällig, verbindet den Nürnberger Peter Kampehl (61) und Ron Aloni (58) aus Tel Aviv doch neben dem Studium an der Nürnberger Kunstakademie eine 40jährige Freundschaft.

Alles steht im Dialog: hier die filigranen Plastiken Alonis, dort die großformatigen Gemälde Kampehls mit ihren feingehäkelten Netzstrukturen. Hier die riesigen Drahtkissen, dort die wie Formanalysen wirkende Reihe kleinerer Bilder. Während viele von Alonis figürlichen Werken skizziert wirken, Körper andeuten und an den Rändern ausfransen, drängen die Bilder Kampehls ins Dreidimensionale, scheinen sich die Strukturen vorzuwölben, beginnen die Linien zu tanzen.

Erstaunlich, wie zart sich mythische Wesen aus Wänden und auf Podesten erheben, wie sanft Kampehls Linienrhythmik zu pulsen scheint. Andere Werke haben durchaus etwas Bedrohliches. Der Ausstellungstitel „Bo(u)nded Lines“ ist doppeldeutig und betont Verbindungs- als auch Begrenzungslinien. Gerade bei Alonis Material denkt man unweigerlich an die politische Situation in Israel. „Aber Zäune und Begrenzungen gibt es überall, in jeder Vorstadt“, kontert Aloni. Und tatsächlich: Sowohl Alonis Plastiken aus Hasengitter oder die aus gelötetem Draht mit seinen spitzen Enden wie auch Kampehls Netzstrukturen erinnern an den Kampf an der heimischen Maschendrahtzaunfront.

Georg Kasch

Kunsthaus (Königstr. 93): Eröffnung heute, 20 Uhr; bis 1. Juni, Di bis So 13-18 Uhr

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