Eine Brücke in den zerrissenen Stadtteil bauen

Nürnberg - Das „Kulturbüro in Muggenhof“ auf dem ehemaligen AEG-Areal geht im September ans Netz
In einem Stadtteil, der so radikal und erbarmungslos zerschnitten ist durch U-Bahn-Trasse, Verkehrsadern und Industriebrachen, „eine Brücke zu bauen“, macht durchaus Sinn. Im Nürnberger Westen, wo bislang die Sonne verstaubt und die Kläranlage Duftmarken setzt, nimmt ab September auf dem verlassenen AEG-Areal das „Kulturbüro in Muggenhof“ seinen vorläufigen Betrieb auf. Nach 19 Jahren Stillstand wächst damit die Nürnberger Kulturladenkette wieder.
Wobei das mit dem „Laden“ eine leichte Untertreibung schien, als Stefanie Dunker, die von der Gartenstadt nach Muggenhof wechselt, Peter Hautmann, der Chef der Kulturläden, und Jürgen Markwirth, der Leiter des Amts für Kultur und Freizeit (KuF), die „Vorläuferaktivitäten“ vorstellten. In der Halle, in der schon die Schau „Tier + Mensch“ zu sehen war, die aber nur „symbolisch“ den kulturellen Neuanfang markieren sollte. 1200 Quadratmeter Platzbedarf wurden angemeldet, um die verschiedenen Kooperationen (Centro Espanol, Theaterakademie etc.) zu „bündeln“ und die gemeinsame „Nutzung von Raum und Ressourcen“ voranzutreiben. In einem Gebiet, das bislang soziokulturell ein „weißer Fleck“ war und durch seine Bevölkerungsstruktur und seine Zerrissenheit als Herausforderung gilt.
„Was der Stadtteil aus meiner Sicht braucht, ist ein Ort der Begegnung“, sagt Stefanie Dunker. In den nächsten Monaten will man dafür werben, auf Parkplätzen, in Geschäften und Kneipen. Das mit Hauptschülern erarbeitete „Playbacktheaterprojekt“ über „Generationen!“ und „Geschichten, die das Leben spielt“ (9.10.) soll in die Richtung weisen wie die vom Verein Ponte Cultura organisierte „Wasser“-Ausstellung mit 40 Künstlern aus Brasilien, Deutschland und Frankreich (ab 18.10.), „öffentliche Schreibbüros“ (u.a. mit Ewald Arenz) und Stadtteilerkundungen. Alles im „Vorgriff auf eine neue Einrichtung“, die als „Kulturwerkstatt“ Lebensqualität produzieren will. In einem Industrieareal, das man in zwei Jahren nicht wiedererkennen soll. daer