Eindrücke vom "Deutschen Davos" am Tegernsee: Ricarda Lang von bisher unbekannter Seite kennenlernen
Gmund am Tegernsee - Von der ARD wurde er bereits als das "Deutsche Davos" bezeichnet: Diese Woche findet zum zehnten Mal der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee statt. Zu Gast: Ein Potpourri von Größen aus Politik und Wirtschaft. Theo Waigel, Manfred Weber, Markus Söder, Ilse Aigner, Marie-Agnes Strack-Zimmermann sind dieses Mal unter anderen als Sprecher geladen – die Namensliste ist lang. An Ludwig Erhards ehemaligen Wohnort will man hier die "brennenden Themen unserer Zeit" bei Vorträgen und Gesprächen diskutieren.
Veranstalter des Ludwig-Erhard-Gipfels ist das Verlegerehepaar Christiane Goetz-Weimer und Wolfram Weimer. Doch wie organisiert man einen Gipfel, der schon ein bisschen an die kleine Version des Weltwirtschaftsforums in Davos erinnert?
Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee: Was über 1.100 Gäste hier diskutieren werden
100 Leute sind an der Organisation des Gipfels beteiligt, sagt Christiane Goetz-Weimer der AZ. Die Organisation für die nächste Veranstaltung beginne meist direkt am Tag eins nach dem Gipfel. Das Sicherheitskonzept in diesem Jahr sei so umfangreich wie nie zuvor. Bewacht werden die Gäste – in diesem Jahr insbesondere Julija Nawalnaja, die Witwe des Kremlgegners Alexei Nawalny, – sowohl von Polizei als auch von privaten Sicherheitsdiensten. Auch das BKA sei im Einsatz, sagt Goetz-Weimer. 1.150 Gäste kommen vorbei, 113 Redner treten in den zweieinhalb Tagen auf.

Auf der Bühne wird seit Mittwoch und noch bis Freitag zweieinhalb Tage lang etwa über Strategien für Europas Wachstum diskutiert, über den Wachstumsfaktor Weltraum bis hin zu der Frage, wie gesund unser Gesundheitsstandort wirklich sei. Doch was passiert abseits? Reisen die Politiker und Wirtschaftsfunktionäre nur für ihren Vortrag an und verschwinden dann schnell wieder in ihrem Auto auf der Fahrt zum nächsten Termin?
Das sei das Besondere an dem Gipfel, sagt Goetz-Weimer: Man könnte die Veranstaltung natürlich einfacher in München abhalten – oder in Berlin. Aber man wolle, dass die Leute bewusst anreisen müssen, sich Zeit nehmen, länger da bleiben, und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Bei der Gipfelnacht lerne man beispielsweise eine Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, von einer ganz anderen Seite kennen, meint Goetz-Weimer.

Die Gäste würden alle in mehreren Tegernseer Hotels unterkommen. Auf der Liste der Hotelempfehlungen stehen "Das Tegernsee", das "Althoff Seehotel Überfahrt" oder auch das "Bachmair Weissach". 3.000 Übernachtungen kämen zusammen, sagt Goetz-Weimer. Ein Ticket für zweieinhalb Tage inklusive Gipfelnacht kostet ganze 2400 Euro – wer leistet sich so etwas? Das Publikum setze sich aus Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, sagt Goetz-Weimer. Aus der Politikberatung oder Wirtschaft kämen etwa Menschen, die sich inhaltlich Impulse für ihre Arbeit holen wollen oder Kontakte versprechen. Kommt ein Geschäftskontakt zustande, rechne sich der Preis sehr schnell, meint die Veranstalterin.
Michail Gorbatschow fragte auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel nach Wodka
Wichtig sei ihren Gästen übrigens regionale, bayerische Küche. Besonders kompliziert seien sie dabei aber nicht. "Am Ende sind gerade die Großkopferten die ganz Bodenständigen." Der Gipfel findet auf dem Käfer Gut Kaltenbrunn in Gmund am Tegernsee statt – Käfer kümmert sich also um das Catering.
Lieblingsgäste hat Goetz-Weimer nicht, aber Gäste, die bei ihr für Gänsehautmomente gesorgt haben: Einer war Michail Gorbatschow im Jahr 2015. Der ehemalige Präsident der Sowjetunion sei damals schon sehr zerbrechlich gewesen, doch sobald die Kameras angingen, habe er sich aufgerichtet und eine staatsmännische Rede gehalten – bis die Kameras ausgingen und er wieder in seine Zerbrechlichkeit zurückfiel.

Man war an diesem Abend wegen seines Zustandes davon ausgegangen, dass er nicht allzu lange bleiben würde. Zwar sei für "wunderbar schöne Getränke" im Anschluss gesorgt gewesen, sagt Goetz-Weimer. Nur nicht für Wodka. "Und Gorbatschow fragte nach Wodka."