Ein Whisky-Schiff strandet am Tegernsee

Er ist wohl einer der umtriebigsten und bekanntesten Unternehmer in Oberbayern. Ausgefallene Ideen und Innovationsfreude sind das Markenzeichen des Schnapsbrenners Anton Stetter aus Hausham. Aber die braucht er manchmal auch...
Er tanzt ja auf vielen Hochzeiten: Er ist Vorsitzender des Tourismusbeirats und des Unternehmerverbandes im Landkreis Miesbach, außerdem Chef des Wirtschaftsbeirats Oberland. "Ich bin halt ein kleiner Lobbyist," stapelt Stetter tief.
Ein wichtiger Gesprächspartner für die Politik
In diesen Funktionen ist er für die Politik freilich ein wichtiger Gesprächspartner. So schaut auch schon mal CSU-Chef Markus Söder und seine Statthalterin für Oberbayern, Ilse Aigner, in Stetter Destillerie "Lantenhammer" vorbei. Ein alter Traditionsbetrieb an neuem Standort.

Für Furore sorgte vor 20 Jahren sein erster und einziger Bavarian Single Malt Whisky, benannt nach der historischen Bezeichnung der Region Schliersee: Slyrs. Seine Fasslager befinden sich dabei nicht nur hoch im Spitzinggebiet an der "Jaga-Hüttn" auf 1400 Metern Höhe, sondern auch in der Nordsee. Und genau gab's jetzt ein Problem.
Whiskey, der auf dem Meer reift
Dort stapelten sich in einem alten Kutter, der "Angels Share" ("Schluck der Engel") 50 Whiskyfässer der Marke "Sild (Sylt) Crannog Whisky". Der Sylter Hafen List beherbergte den ersten auf der Nordseeinsel gebraute, Whisky aus heimischen Zutaten - und weltweit einzigen Whisky, der auf dem Meer reift. Die hohen Grundstückspreise machten die Lagerung auf dem Wasser nötig.
"Dann gehen wir halt aufs Wasser, wenn das Land so teuer ist", war eben vor fünf Jahren Stetters Idee.
Unterwegs ins Oberland
Die salzige Seeluft und unterschiedliche Temperaturen über drei Jahre würden dem "Sild" einen "angenehm salzigen und voll-mundigen Malzton" verleihen. Da aber das 60 Jahre alte Schiff starken Muschelbefall hat, der das Holz gefährdet, wurde es nun auf einen Tieflader gehievt.
Ziel ist jetzt das Oberland. "Ich würde mir wünschen, dass sie ihren verdienten Ruhestand in einem oberbayerischen See verbringen kann", sagt Stetter.

Es sei zwar noch nicht ganz spruchreif, wahrscheinlich aber landet das Schiff tatsächlich im Tegernsee, hofft der 58-Jährige. Vier Angebote für einen Liegeplatz habe er schon, zwei in Rottach-Egern und je einen in Bad Wiessee und Tegernsee "Das wäre natürlich cool, wenn das in Tegernsee klappt."
Denn dort, direkt beim Besuchermagneten Bräustüberl, gehören ihm schon die Tegernsee-Arkaden, "die habe ich erfunden." 300 Quadratmeter Verkaufsfläche mit regionalen Produkten, wie zum Beispiel seiner Rum-Kreation "Rumult" aus Kuba-Melasse und Zuckerrohr aus Mauritius.
Whiskey-Tastings am Tegernsee
Doch Stetter gibt sich damit noch lange nicht zufrieden. Jetzt will er mit einer neuen Schokoladenkreation "Tegarinseo", dem alten Namen des Tegernsees, auftrumpfen.
So soll dann auch der Whisky heißen, wenn es mit dem Liegeplatz am Tegernsee klappt.Das letzte Wort hat hier die zuständige Schlösser- und Seen-Verwaltung. Doch Stetter wäre nicht Stetter: "Das kriegen wir schon irgendwie hin."
Sobald der alte Kutter vor Anker geht, will er an Deck "Whisky-Tastings" á la Tegernsee anbieten.