Ein Ultimatum für Club-Trainer Michael Oenning?
Präsident Schäfer wehrt sich gegen die Kritik von Vorgänger Roth. Und stellt klar: Nach einer Pleite gegen Köln wird Tacheles geredet
NÜRNBERG An eine Schmach in Köln, es wäre die vierte Pleite in Folge und Tristesse pur im Kampf gegen den Abstieg, wollen sie beim Club partout nicht denken. Für den Fall der Fälle geben sich die Verantwortlichen allerdings gewappnet. Diverse Aussagen verleiten zu Spekulationen, aus denen jedoch bald Fakten werden könnten. Vor dem möglichen R(h)einfall am Sonntag hört sich einiges verdächtig nach einem Ultimatum für Trainer Michael Oenning an.
"Auch mit nur zwölf Punkten wäre gar nichts verloren"
Zwar erklärt Präsident Franz Schäfer trotzig: „Auch mit nur zwölf Punkten wäre gar nichts verloren.“ Jedoch weiß er zu genau, dass bei einer erneuten Niederlage ein Sitzungsmarathon über die Feiertage droht. Von wegen: Winterpause. „Mit einem Sieg in Köln hätten wir ein bisschen ruhigere Weihnachten“, hofft Schäfer auf harmonische Festtage. Sollten ihm die ob einer weiteren Nullnummer versagt bleiben, „hätten wir richtig viel zu tun“. Auch Manager Martin Bader stellte in „Blickpunkt Sport“ klar: „Die Tabelle ist das Regulativ.“ Und zur Vertrauensfrage in Sachen Oenning: „Was dann passiert, werden wir in Ruhe analysieren. Aktionismus hat noch nie geholfen.“
"Zusammensetzen heißt nicht automatisch den Trainer entlassen"
Schäfer kurz angebunden: „Wir werden uns nach Köln mit dem Trainer zusammensetzen. Das heißt nicht automatisch, dass Oenning entlassen wird.“ Zweideutiger Zusatz: „Ich kann nicht sagen, was ich nach einer Niederlage tun werde. Das bleibt intern zu klären.“
Schäfer kennt das Szenario - aus der Ära Hans Meyer
Schäfer kennt das Szenario: Im November 2007 hatte der damalige Vize keine Unterstützung gefunden, als es um den sofortigen Rauswurf des letztlich drei Monate später gefeuerten Hans Meyer ging. „Aufsichtsratssprecher Klaus Schramm und ich hatten die Frage gestellt, ob es nicht an der Zeit wäre, mit einem neuen Trainer ins Trainingslager im Januar zu gehen“, blickt Schäfer auf eine ähnlich prekäre Situation zurück. „Wir wurden von Michael A. Roth aber abgebügelt.“
Nun ist Schäfer selbst der Boss und sagt: „Solange ich Präsident bin, mache ich, was ich will und bei dem meine Leute voll mitziehen.“ Aus Teilen des Aufsichtsrats ist bei der Personalie Oenning schon geraume Zeit ein Grummeln zu vernehmen. Einigkeit herrscht freilich nicht.
Oennings Abfindung schmälert den finanziellen Rahmen für Neuzugänge
Angesichts von 5,8 Millionen Euro Miesen verbieten sich wirtschaftliche Drahtseilakte. Eine Abfindung für Oenning würde den Spielraum für Neuzugänge noch enger machen. „Man kann sich ausrechnen, dass generell nicht viel da ist“, weiß Schäfer um die angespannte Finanzlage. „Ein bis zwei sinnvolle Verstärkungen“ – mehr ist nicht drin.
"Meyer hat doch die Graupen geholt, mit denen wir teilweise noch rumziepfen"
Führungsschwäche, die ihm Vorgänger Roth im gestrigen AZ-Interview indirekt unterstellt hatte, weist Schäfer von sich. „Da findet er keinen, der ihm das bestätigt“, behauptet der 72-Jährige und schießt zurück: „Roth war es doch, der auf Geheiß von Hans Meyer Jan Koller und all die Graupen geholt hat, mit denen wir teilweise jetzt noch rumziepfen. Ich hätte mir vom Ehrenpräsidenten in der jetzigen Situation vielmehr Hilfe erwartet.“
Die Graupen & Co. müssen es jetzt richten. Für den Club. Pro Oenning. Damit der Baum nicht brennt. Markus Löser