„Ein Tauchverbot kann’s nicht sein!“

Tief und dunkel: Die Allmannshauser Steilwand am Starnberger See ist nicht ungefährlich. Der Tauch-Experte Andreas Fischer über die besonderen Schwierigkeiten an diesem Tauchplatz
von  Thomas Mülle
Einsatzkräfte der Polizei suchen auf Booten am 24.03.2013 nach einem vermissten Taucher in Allmannshausen am Starnberger See. Dort kam es zu einem Tauchunfall mit zwei Toten.
Einsatzkräfte der Polizei suchen auf Booten am 24.03.2013 nach einem vermissten Taucher in Allmannshausen am Starnberger See. Dort kam es zu einem Tauchunfall mit zwei Toten. © dpa

AZ: Warum kommt es gerade an der so genannten „Wand“ in Allmannshausen immer wieder zu derart schweren Tauchunfällen?

ANDREAS FISCHER: Das liegt an diesem speziellen Tauchplatz, der zwar – im Gegensatz zum Walchensee – leicht erreichbar, dafür aber schwierig zu betauchen ist.

Wo liegt das größte Problem?

Es gibt nie eine einzige Ursache – da kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Die Steilwand geht rund 40 Meter senkrecht runter, dann schließt sich eine Schutthalde in etwa 50 bis 55 Metern Tiefe an. Wenn jetzt ein Taucher in der Steilwand Probleme bekommt, kann’s sein, dass er absackt und nach unten auf diesen Sockel rutscht.

Welche Rolle spielen Ausrüstung oder Sicht?

Wegen der Kälte tragen die Taucher Trockentauchanzüge, die vergleichsweise unbeweglich und komplizierter in der Handhabung sind. Manch ein Taucher ist das vielleicht nicht so gewohnt. Dazu kommt die in unseren Breiten zwar gute, verglichen mit dem Meer aber relativ schlechte Sicht mit maximal 10 Meter. Und natürlich die Dunkelheit in der Tiefe.

Was ist das Schwierigste?

Das Schwierigste ist die Tarierung. Verliert ein Taucher den Blickkontakt zur Wand, und das kann ganz schnell gehen, merkt er gar nicht: Sinkt er? Steigt er? Ohne optischen Bezugspunkt wird’s dann schnell zum Blindflug.

Wen erwischt’s in der Regel bei Tauchunfällen?

Die ganz Erfahrenen, die meinen, dass sie immer alles im Griff haben. Oder die Neulinge. 2008 wurden die Regeln für Taucher an der Wand ja erst verschärft... In den Jahren danach ist es ruhiger geworden. Trotzdem hat es schwere Unfälle gegeben.

Wie geht’s weiter an der Wand: Wird jetzt wieder über ein Tauchverbot diskutiert?

Für ein Tauchverbot hatte sich ja die Polizei ausgesprochen. Sporttaucher pochen auf die Eigenverantwortlichkeit. Wir als Wasserwachtler stehen da irgendwie dazwischen.

Wie stehen Sie persönlich dazu?

Ein Tauchverbot kann’s nicht sein. Dann müsste man das Segeln und Schwimmen, wo es ja auch zu schweren Unfällen kommt, ebenfalls verbieten. In der Diskussion um ein drohendes Tauchverbot wird die Wasserwacht oft vorgeschoben: Dass wir uns bei der Rettung oder Bergung von verunfallten Tauchern selber gefährden. Aber das stimmt nicht. Wir sind gut ausgebildet. Und wenn’s zu gefährlich ist, machen wir’s nicht.

Dann machen Sie es nicht?

Man muss ehrlich sein: Bei einem schweren Tauchunfall in großer Tiefe geht’s nur noch um Bergung – nicht mehr um Rettung. Stehen jetzt wieder Gespräche an? Gespräche mit Polizei, Wasserwacht und Landratsamt waren ohnehin anberaumt. Da wird bald was passieren.

Lesen Sie hier: 3. Taucher aus Klinik entlassen

 

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