Ein Spaßbad aus 1001 Nacht

Bei Geretsried soll das „weltgrößte Spaßbad“ entstehen, geplant von einem saudi-arabischen Scheich. Die Bürger laufen Sturm dagegen.
von  Abendzeitung
Zwischen türkischem Schwitzbad und Taj Mahal: Innenansicht des "Aladin".
Zwischen türkischem Schwitzbad und Taj Mahal: Innenansicht des "Aladin". © az

GELTING - Bei Geretsried soll das „weltgrößte Spaßbad“ entstehen, geplant von einem saudi-arabischen Scheich. Die Bürger laufen Sturm dagegen.

Die satten Weiden reichen bis zum Horizont. Dichte Eichenwälder liegen hinter alten Bauernhöfen. Vögel zwitschern, Bienen summen. Das nach Geretesried eingemeindete Dorf Gelting ist eine Idylle im Hinterland von Wolfratshausen.

Zu dumm nur, finden zwischen Geretsried und Wolfratshausen nicht Wenige, dass dies auch der saudi-arabische Scheich Adnan Zainy erkannt hat und hier sein Märchen wie aus 1001 Nacht verwirklichen will.

Der Multi-Millionär plant am Rande des 1800-Seelen-Ortes das laut Betreiber, „größte Spaßbad der Welt“. Schon im Oktober soll mit dem Bau des orientalischen Wellness-Tempels begonnen werden.

100 bis 150 Millionen Euro will der mächtige Investor dafür in die Hände nehmen und neben der Wellness-Oase auch noch ein Luxushotel und mehrere Apartmenthäuser errichten.

Nach der Fertigstellung im Herbst 2009 sollen rund 600000 Besucher jährlich in die 40000 Quadratmeter große Bäderlandschaft pilgern. „Sie werden in eine orientalische Welt eintauchen, die es bisher nirgendwo gibt“, prophezeit Architekt Heinz Schletterer.

Aktionsbündnis gegen den "Gigantismus"

Ein Gigantismus, der im Isartal nicht überall so gut ankommt. Längst hat sich ein Aktionsbündnis gebildet, das sich gegen den geplanten Bau der Wellness-Oase richtet. „Wir wollen, dass der dörfliche Charakter von Gelting erhalten bleibt“, sagt Sprecher Mario Wolfram von der Initiative „Spar Dir Aladin“

Dem Aktionsbündnis sind neben der enormen Zunahme des Verkehrs und dem Ausverkauf ihrer Heimat vor allem der enorme Energie- und Wasserverbrauch des Spaßbades ein Dorn im Auge: „Außerdem passt der 200 Meter lange und 20 Meter hohe Riegel nicht in die unberührte Natur“, sagt Wolfram.

"Marokkanische Marzipanburg“

Deshalb haben die Gegner der „marokkanischen Marzipanburg“, wie sie das geplante Riesen-Spa betiteln, ein Bürgerbegehren ins Leben gerufen, das den Aladin-Bau stoppen soll. Am 10. August wird darüber abgestimmt. Dann müssen mindestens 3600 Geretsrieder gegen „Aladin“ votieren, damit der Trubel an Gelting vorbei geht.

Mit der Ruhe ist es in dem Ort ohnehin längst vorbei. Schließlich machen auch die Befürworter des Projekts, das der Region rund 180 Arbeitsplätze bringen soll, mobil. Plakate des Aktionsbündnis wurden niedergerissen. Auch Drohanrufe haben Mitglieder der Initiative bereits bekommen haben. Die Polizei ermittelt. Trotzdem wird das Aktionsbündnis weiterhin gegen die Therme kämpfen und schließt auch eine Klage nicht aus.

Schließlich waren schon früher alle Versuche gescheitert, die von Bäumen eingesäumte landwirtschaftlich genutzte Fläche zu verwerten. Ein Vergnügungspark sollte an dem Ort genauso entstehen wie ein Golf- und ein Hubschrauberlandeplatz. Auch das Wellness-Bad „Mediterrana“ wurde in letzter Minute vereitelt.

Gut möglich, dass auch das „Aladin“ dieses Schicksal ereilt.

Daniel Aschoff

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