Ein Schakal streift durch Bayern

Ruhpolding - Im Herbst 2005 geriet Bär Bruno im Rotwandgebiet vor die Flinte eines Schützen, einem Wolf 2014 im Mangfallgebirge ging es wohl nicht besser. Nun könnte einen Goldschakal das gleiche Schicksal ereilen. Eine Jägerin hatte ihn Ende Mai in den Wäldern um Ruhpolding entdeckt.
Zunächst konnte sie ihr Glück kaum fassen, als sie den Chip ihrer Wildkamera auslas. Zu sehen war ein Tier, kleiner als der Wolf, aber größer als ein Fuchs. "Zuerst dachte ich an einen Hund", sagte Petra Däumer dem BR für die Sendung "Schwaben und Altbayern". Doch einen Goldschakal hatte sie nicht erwartet.

Goldschakal ist geschützte Tierart
Sicherheit wurde erst daraus, als sie den Beutegreifer Tage später von ihrem Ansitz mit dem Fernglas über eine längere Zeit beobachten konnte. Sie schoss nicht, da der Goldschakal geschützt ist.
"Nachdem im vergangenen Jahr ein Wolf klar identifiziert wurde und der Luchs bereits durch die Reviere streift", sagt der zuständige Revierjagdmeister Dieter Stiller, habe der Landkreis mit dem Goldschakal nun den dritten Beutegreifer.
Der Einwanderer aus Osteuropa gilt als extrem scheu. Und dennoch hatte er in Ruhpolding neben einer vielbefahrenen Straße auf seine Beute gelauert, einen Rehbock, der beim Aufprall mit einem Auto schwer verletzt wurde. Dieser wollte sich noch in den Wald schleppen, doch der hungrige Goldschakal kam ihm zuvor. "Besondere Bissspuren verraten den Goldschakal", urteilt Stiller. "Ein Fuchs könnte niemals das Rückgrat eines Rehbocks durchbeißen."
Goldschakal für Menschen nicht gefährlich
In Bayern wurde ein Schakal erstmals vor 20 Jahren gesichtet. "Amtlich festgestellt wurde der Goldschakal mit einer Wildkamera 2012 im Bayerischen Nationalpark Bayerischer Wald", sagt Wildbiologin Christine Miller aus Rottach-Egern. 2017 wurde auf der A9 bei Freising einer überfahren.
"Dennoch wissen wir nicht, wie viele es hierzulande gibt", erklärt die Vorsitzende des Vereins Wildes Bayern. "Aber sie sind da, das wissen wir sicher". Sicher könne sich auch die Bevölkerung sein, vom Goldschakal gehe für den Menschen keine Gefahr aus. Wenn es ihm hier gefalle, "wird er bleiben", prophezeit die Wildbiologin.
Bei der Nahrungswahl ist der Goldschakal flexibel
Bleibt er, werden Schafhirten ihre Herden wohl mit einem Elektrozaun sichern müssen. So jedenfalls reagierte Jagdmeister Stiller, der auch Zuchtschafe besitzt. Bei der Nahrungswahl ist der Goldschakal flexibel: In Serbien ernährten sich viele von ihnen von Schlacht-, in Südungarn von Jagdabfällen, sagt eine Wiener Wildbiologin. Nur in Wolfsterritorien werde sich der Goldschakal nach bisherigen Erkenntnissen wohl nicht niederlassen.
Der "große Bruder" ist für ihn gleichzeitig der größte natürliche Feind. Und den hat der Goldschakal in Bayern nicht zu fürchten. Denn Wölfe dürfen laut "Aktionsplan Bayern" im Konfliktfall der Natur "entnommen" werden.
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