Ein Nürnberger Baudenkmal wird gesprengt
Nach fünf Sekunden war der Turm weg. Was an seiner Stelle entstehen soll, bleibt die Frage. Noch gibt es Streit um die Zukunft des Milchhof-Geländes. Es soll bis Juli 2009 ein sechsgeschossiger Bürokomplex entstehen.
NÜRNBERG Drei Warntöne, dann ein kräftiger Rumms, der alle zusammenzucken ließ: Innerhalb von nur fünf Sekunden war der markante Turm auf dem Nürnberger Milchhof am Wöhrder See Geschichte. Am Samstag ist das 80 Meter hohe und rund 300 Tonnen schwere Wahrzeichen, das Otto-Ernst Schweizer vor etwa 78 Jahren für die bayerische Milchunion baute, gesprengt worden.
Wirtschaftsreferent Roland Fleck war begeistert: „Der Turm ist mit solch einer Präzision gefallen – eine tolle Handwerksleistung“, lobte er Sprengmeister Anton Lehmeier . Nun geht’s an die Bebauung der Industriebrache gegenüber des Wohn-Hochhauses Noricus durch die Münchner DIBAG Industriebau AG. Laut Vorstandsmitglied Wolfgang Kasper soll dies in mehreren Schritten erfolgen. Schritt 1: die Erschließungsstraße, die mit Ampelregelung von der Kressengartenstraße auf das Areal führen soll, wird gebaut.
Im Juni 2008 wird dann das erste Gebäude in Angriff genommen: die Mercedes Benz Niederlassung, die sich auf einem 28100 Quadratmeter großen Grundstück in der Mitte des Milchhof-Areals wiederfinden soll. Der Bauabschnitt soll bis Mitte 2009 fertig gestellt sein.
Bürogebäude und Hochhaus?
In Phase drei soll ein sechsgeschossiges Bürogebäude an der Kressengartenstraße entstehen – der Bauantrag wurde bereits gestellt, es soll bis Juli 2009 fertig sein. Die Planung für ein Hochhaus an der Dürrenhofstraße läuft und wird mit der Stadt abgestimmt. Es soll, je nach Vermarktungssituation, zwischen 2010 und 2012 fertig sein und „ein weithin sichtbares städtebauliches Zeichen“ setzen.
Ebenfalls an der Kressengartenstraße, direkt gegenüber der Noricus-Parkplätze, hält die DIBAG AG derzeit noch ein 14200 Quadratmeter großes Grundstück für die Erweiterung der Ohm-Hochschule vor. „Wir stehen noch in Verhandlungen mit den betreffenden Ministerien“, so Wolfgang Kasper. „Wir hoffen aber, dass in spätestens sechs Monaten die endgültige Entscheidung fällt.“ In der sechsten und letzten Phase sollen Büro-, Dienstleistungs- oder Wohngebäude und Parkplätze entstehen.
Politische Querelen im Vorfeld
Die Bebauung und künftige Nutzung des Milchhof-Areals hatte im Vorfeld für heftigen Zwist im Nürnberger Stadtrat gesorgt (AZ berichtete). Die SPD warf Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) vor, er habe sich ausschließlich von den wirtschaftlichen Interessen des Investors leiten lassen. Fleck schoss umgehend zurück: Die Sozis sollten sich besser überlegen, ob sie dort die Arbeitsplätze wollen oder nicht.
Ist das Areal vollständig erschlossen, sollen etwa 800 bis 1000 neue Arbeitsplätze entstanden sein.
Kasper