Ein Kabarettist als Bayern-König

Helmut Schleich probiert auf Schloss Herrenchiemsee das Herrschen. In die Politik will der begnadete FJS-Darsteller nicht einsteigen – weil man dort mit Humor nicht weiterkommt.
von  Abendzeitung
Jubel garantiert: Kabarettist Helmut Schleich als Franz Josef Strauß.
Jubel garantiert: Kabarettist Helmut Schleich als Franz Josef Strauß. © dpa

CHIEMSEE - Helmut Schleich probiert auf Schloss Herrenchiemsee das Herrschen. In die Politik will der begnadete FJS-Darsteller nicht einsteigen – weil man dort mit Humor nicht weiterkommt.

2010 ist das Jahr von Helmut Schleich: Erst brillierte der Kabarettist als Franz Josef Strauß auf dem Nockerberg, jetzt macht er auf Schloss Herrenchiemsee auf König.

AZ: Erst Franz Josef Strauß, jetzt eine Art Kini – wann kandidieren Sie fürs Amt des bayerischen Ministerpräsidenten?

HELMUT SCHLEICH: Ich bin durch meinen Beruf schon stark in der Politik drin und denke, die Leute sollten sich viel mehr einmischen. Aber das Regieren überlasse ich anderen. Es haben ja schon einige Kabarettkollegen damit versucht, und die sind alle gescheitert. Denn mit Humor ist man in der Politik nicht gut aufgehoben. Das muss ja auch der Seehofer immer wieder feststellen und sich nachher für seine Bemerkungen entschuldigen.

Gibt es einen Politiker, den Sie nie karikieren würden?

Meine Stimme ist sehr flexibel, da kann ich eigentlich jeden machen. Nur die Physiognomie setzt so ihre Grenzen. Edmund Stoiber wäre also nicht gut gegangen. Wobei ich jetzt auch mal Heidi Klum parodiert habe, da bin ich eigentlich auch nicht dafür geboren.

Auf Herrenchiemsee probieren Sie in der Rolle von Ludwig IV. das Herrschen. Klappt das im Schloss besser?

Auf alle Fälle, der Ort ist einzigartig. Das Gemäuer atmet das Thema. Und für die 150 Zuschauer ist es was Besonderes, fast alleine und ohne die ganzen Touristen dort zu sein. Und dann wird es auch noch lustig, denn Ludwig IV. heißt eigentlich Otto Mairhofer und ist ein Sendlinger Grattler. Er kommt mit dem ganzen Zeremoniell gar nicht zurecht.

Es ist das erste Mal, dass in einem bayerischen Königsschloss ein Kabarett über den Mythos Monarchie stattfindet. Ist der noch aktuell?

Die Sehnsucht nach einer Identifikationsfigur ist bei den Menschen immer noch ganz stark ausgeprägt. In der damaligen Zeit hatten die Leute ähnliche Ängste, es war auch eine Zeit der Globalisierung, nur in einer anderen Form als jetzt.

Am Freitag sind Sie in „Unter vier Augen“ zu Gast. Aber Privates verraten Sie ja nicht so gern.

Ich trenne Privat- und Berufsleben ganz streng. Bayern-Trainer van Gaal ist viel bekannter als ich, aber ich würde nie wie er sagen, dass im Bett mit meiner Frau noch was läuft. Das geht wirklich niemand etwas an. Verena Duregger

Termine: 28. Mai, BR, 23.30 Uhr, „Unter vier Augen“; 1.-6. Juni, Schloss Herrenchiemsee, „Ludwig IV. - Ein echter König geht nicht unter“. 10. Juni, Schlachthof, Soloprogramm „Der allerletzte Held“.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.