Ein Hochseilgarten für Rollstuhlfahrer

Jetzt können sich auch Menschen mit Handicap in die Höhe wagen. Ein Hochseilgarten im bayerischen Schwarzenbruck macht's möglich. 
von  dpa
Die größte Herausforderung: Johannes Waltinger fährt in seinem Rollstuhl über die "Brücke".
Die größte Herausforderung: Johannes Waltinger fährt in seinem Rollstuhl über die "Brücke". © Daniel Karmann/dpa

Jetzt können sich auch Menschen mit Handicap in die Höhe wagen. Ein Hochseilgarten im bayerischen Schwarzenbruck macht's möglich.

 

Schwarzenbruck - Ein letzter prüfender Blick: Die Sicherungsseile sind fest. Johannes Waltinger nimmt ein wenig Schwung - und stürzt sich in die Tiefe.

In einer Höhe von fünf Metern schwebt er an einem Stahlseil bis zur nächsten Holzplattform. In einem Waldseilpark ist so eine Übung zwar nichts Ungewöhnliches. Doch Johannes sitzt im Rollstuhl.

In Schwarzenbruck nahe Nürnberg können auch Menschen mit Gehbehinderung ihre Nerven hoch oben zwischen Baumwipfeln testen. In Pilotprojekten wird hier ausprobiert, wie so etwas mit Rollstuhlfahrern funktioniert.

Auf der anderen Seite der Seilrutsche nimmt Trainerin Andrea Kammerer den 23-Jährigen in Empfang. Sie hilft ihm aufs Podest und beim Umhaken der Sicherungen. Der erste Höhepunkt ist geschafft.

Und gleich geht es weiter. Der Azubi muss über eine schwingende Brücke fahren, auf der kleine Hindernisse angebracht sind. Und dann kommt die schwerste Stelle, wie Johannes sagt: Eine Brücke aus zwei parallelen Holzplanken und einer Lücke dazwischen. Hier ist viel Balance und Geschicklichkeit gefragt. J

ohannes richtet seinen Rollstuhl gerade aus, kippt ihn leicht nach hinten und fährt nur auf den Hinterrädern zum nächsten Podest. „Man sieht hier nicht, wo man hinfährt. Das ist so eine Art Blindflug, daher ist das so schwierig“, sagt der angehende Elektriker für Gerätetechnik.

Angst hat er trotzdem nicht. „Ist doch cool, so was ausprobieren zu können“, sagt Johannes.

Der 23-Jährige ist seit seiner Geburt gehbehindert, der Grund war eine Unterversorgung seines Gehirns mit Sauerstoff. Der Rollstuhl-Basketballer hat sich trotzdem nie von etwas abhalten lassen. Daher war er auch sofort bereit, den neuen Waldseilpark zu testen.

Seit Anfang Mai gibt es das Angebot der Rummelsberger Diakonie, die sich den Park rund 200.000 Euro kosten ließ. Betreiber ist eine hundertprozentige Tochter der Diakonie.

Und so entstand der Park, der sieben verschiedene Routen hat und insgesamt etwa 50 Übungen. Eine der Routen ist rollstuhlgerecht. Auf ihr muss man fünf Stationen überwinden. „Wir wollen uns jetzt anschauen, wie es angenommen wird, und dann überlegen, ob wir noch weitere Routen für Rolli-Fahrer umbauen“, sagt Betriebsleiter Sebastian Völklein.

 

 

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