Ein Großkaliber am Ende der Durststrecke

Aus dem Kalten Krieg ins Werbe-Kaufhaus: Die Ausstellungspläne des Germanischen Nationalmuseums für 2009
von  Abendzeitung
Deutsch-deutscher Weg durchs Feuer: „Der Übergang“ (1963) von A. R. Penck, einer der 120 Künstlern, die in Nürnberg ausstellen.
Deutsch-deutscher Weg durchs Feuer: „Der Übergang“ (1963) von A. R. Penck, einer der 120 Künstlern, die in Nürnberg ausstellen. © az

NÜRNBERG - Aus dem Kalten Krieg ins Werbe-Kaufhaus: Die Ausstellungspläne des Germanischen Nationalmuseums für 2009

Auch in Nürnberg fällt zum Jubiläum die Mauer. Nicht die des Germanischen Nationalmuseums, aber dahinter: „Kunst und Kalter Krieg“ heißt eine spektakuläre Schau, die 20 Jahre deutsch-deutsche Einheitsabsichten und 60 Jahre Bundesrepublik zum Programm-Höhepunkt koppelt. Hans-Dietrich Genscher, mit Botschafts-Gitterstäben und Diplomatie bestens vertraut, eröffnet am 27. Mai den Rückblick auf „Realismus“ (Ost) und „Abstraktion“ (West) und andere Fehlurteile. Gerhard Richter und Willi Sitte, A.R. Penck und Anselm Kiefer, Joseph Beuys und Jörg Immendorff liefern – die AZ berichtete – eine „Auseinandersetzung mit einer gemeinsamen, verdrängten Vergangenheit.“

Mit dem Großkaliber geht eine Durststrecke zu Ende

Mit dem Großkaliber geht auch eine Durststrecke im Museum zu Ende. Dürer, Rembrandt und Co., die seit 2004 wegen Sanierung ihres Stammquartiers in der Großen Halle geparkt wurden, sind abgebaut und wandern vereinzelt durchs Haus. Bis im März 2010 das Obergeschoss des Galeriebaus wiedereröffnet wird. Nach erheblicher Verzögerung, die – wie Generaldirektor Ulrich Großmann bei der Vorstellung der Jahrespläne vorwurfsvoll betonte – ein Ergebnis falscher Sparsamkeit des geldgebenden Bundes ist. Die Streckung der Sanierung sollte Kosten sparen, jetzt beläuft sich der Umbau doch auf rund 10 Millionen.

Schmelzender Ausstellungsetat

„Trotz regelmäßiger Mahnungen“ schmolz auch der Ausstellungsetat auf rund 500000 Euro. Deswegen sieht Großmann „momentan keine andere Lösung“ als nur eine Großschau pro Jahr anzusetzen, und „zwei, drei kleinere“. 2009 zählt dazu „Plakativ!“, bei der in einem „imaginären Kaufhaus“ das Beste aus der riesigen GfK-Werbeplakat-Sammlung gezeigt wird. Mit 552991 Besuchern – bestes Ergebnis erzielte der „Codex aureus“ mit knapp 40000 – war die Statistik 2008 leicht rückläufig. Mit „Kunst und Kalter Krieg“ soll dieser Trend gestoppt. Vor Berlin und nach Los Angeles partizipiert Nürnberg vom Großereignis. In den Staaten, wo Neo Rauch das Interesse an Ost-Malerei weckte, lobte die Kritik gerade die „Reichhaltigkeit“ dieser Ausstellung. daer

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.